Internet-Archiv der Kirchengemeinde Am Seggeluchbecken   (c) Zillmann 05.01.2000

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   Christvesper Mt 25,31-40  Die Legende vom vierten König

Liebe Gemeinde, heute, am Heilig Abend freuen wir uns. Das sind ganz besondere Stunden. Die letzten Tage waren für den einen oder anderen vielleicht anstrengend gewesen, besonders wohl für die Erwachsenen und für die Kinder waren sie spannend und aufregend. Man muß ja warten können und kann nichts machen, damit die Zeit schneller abläuft.
Alles geht auf Weihnachten zu, in dieser dunklen Jahreszeit, alles geht auf Weihnachten zu, bis die Zeit sich endlich erfüllt hat, die Zeit in der Christus geboren wird, symbolisch zum (1998) tausend neunhundert achtundneuzigsten male.

Zum Geburtstag gibt es Geschenke, größere oder kleinere, je nach dem. Man will damit Freude bereiten. Und wenn man ein gutes Geschenk hat, dann bereitet das Schenken ja auch oftmals mehr Freude als das Beschenktwerden. So sind viele rumgerannt in den letzten Tagen, um die passenden Geschenke zu finden.

Als Jesus Christus geboren wurde, da gab es auch Geschenke. In unserer Bibel steht die Geschichte von den drei Weisen, oder den drei Königen aus dem Morgenland. Sie kamen zum Geburtstag und sie beschenkten das Christkind. Als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut, gingen in das Haus und fanden das Kind mit Maria, seiner Mutter, fielen nieder und beteten es an, öffneten ihre Schätze und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Das sind sicher herrliche Geschenke gewesen, denn wer bekommt schon Gold zu seinem Geburtstag. Wenn wir nun heute vor der Aufgabe stünden, Jesus Christus etwas zu seinem Geburtstag zu schenken, was würde uns da einfallen? Was könnte man schenken? Weihrauch und Myrrhe vielleicht? Oder gar Gold ? Aber das geht ja alles nicht. Solche Geschenke, wie die Könige, können wir nicht machen. Wir sind ja auch keine Könige.

Neulich habe ich in einem Buch eine alte Legende gefunden. Die steht nun nicht in der Bibel drin, aber sie ist sehr interessant und vielleicht kann uns diese Legende weiterhelfen, nach einem Geschenk für Jesus Christus zu suchen.

Es ist die Legende vom vierten König

Im Morgenland erzählt man, daß nicht drei sondern vier Könige auf dem Weg waren, um den neugeborenen König zu ehren. Der vierte König kam hoch aus dem Norden. Auf seinem weitem Wege sah er viel Elend. Er konnte nicht vorbeigehen, ohne zu helfen. Er hatte als Geschenk für den König der Welt drei funkelnde Edelsteine im Gürtel.

Als er eines Tages ein ausgesetztes Kind fand, kaufte er mit einem der Edelsteine einen Platz im Waisenhaus für das Kind. Einer Mutter mit vielen Kindern verhalf er mit der Weggabe des zweiten Steines dazu, daß sie nicht aus dem Haus hinausgeworfen wurde. Und einem Manne, der den König beleidigt hatte und deswegen in die Verbannung geschickt werden sollte, erwarb er mit den dritten Stein die Freiheit. Dann gab er, um Not und Leid zu mildern, sein Pferd, seinen Mantel und seinen Schmuck. Und als er nichts mehr zu geben hatte, als seine eigene Kraft, tat er Arbeit für andere. pflegte Kranke und duldete Strafen für andere.

So kam er um viele Jahre später im heiligem Land an. Alt und Müde, ohne Gabe, doch voller innerer Freude trat er durch die Tore Jerusalems. Da war ein großes Gewimmel. Er wurde einfach mitgerissen und stand plötzlich vor einem Mann, der am Kreuze starb. Über ihm stand geschrieben: "Jesus von Nazareth, König der Juden"

Und der Sterbende am Kreuz schaute gerade auf ihn herab - mit gütigem Auge. Da kniete der vierte König nieder und sagte: "Herr endlich bin ich da, wohl mit leeren Händen, aber mit reichem Herzen." - "Ich weiß" sprach der Herr am Kreuz; "doch alles, was du den Geringsten unter den Menschen getan hast, das hast du mir getan."

Und er hieß den vierten König die Hände falten und ließ sterbend drei Blutstropfen in sie fallen. Dann neigte der Herr das Haupt und starb. Als aber der vierte König seine Hände aufmachte, um nach den Blutstropfen zu sehen, da waren es drei köstliche rote Edelsteine geworden.
 

Liebe Gemeinde, diese kleine Legende kann vielleicht deutlich machen, um was es geht. Wir sind, wie gesagt, keine König oder andere reiche Leute. Es ist nicht üblich, daß wir große Geschenke, Gold, Edelsteine usw. zum Geburtstag verschenken. Jesus Christus erwartet das auch nicht von uns.

Als der vierte König in unserer Legende vor ihm stand, da hatte dieser vierte König ja auch nichts mehr zu verschenken. Er war bettelarm geworden, aber er sagte zu Christus: "Herr endlich bin ich da, wohl mit leeren Händen, aber mit reichem Herzen."

Liebe Gemeinde,  um das abschließend zu sagen: wenn wir nun genau überlegen, dann hat dieser König zwar nicht Gold und Edelsteine gebracht, aber sein Geschenk für Jesus Christus war eigentlich das beste Geschenk gewesen. - Denn er hat anderen Menschen geholfen, er hat Kranke gepflegt, die Armut gelindert. Er war auf seinem Weg zu Jesus Christus hin immer für andere Menschen da. Er hatte seinen Nächsten geliebt, wie wir sagen.

Und das ist das größte Geschenk, daß wir unserem Geburtstagskind zu Weihnachten bereiten können. An andere Menschen denken, ihnen Zeit und Liebe schenken - "Herr endlich bin ich da - wohl mit leerem Händen, aber mit reichem Herzen.""ich weiß", sprach der Herr am Kreuz, "doch alles, was du den Geringsten unter den Menschen getan hast, das hast du mir getan."


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   Predigt Mt 28,20 (Durch die Wüste) 01.11.98

Jesus Christus spricht: "Siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." (Mt 28,20)

Liebe Lesergemeinde, in der Bibel wird Kirche und Gemeinde mit verschiedenen Bildern beschrieben. Die Kirche ist ein Haus (Eph 2,20f), sagt der Apostel Paulus. Die Gemeinde ist eine Herde, eine Braut, ein Volk, ein Leib, eine Gemeinschaft von Priestern und sie soll Salz und Licht in dieser Welt sein.

Es gibt aber auch die andere Betrachtungsweise, in der die Gemeinde Gottes nicht positiv dargestellt wird, sondern negativ, - in der sie ganz unten ist, abgefallen und widerlich erscheint, den langen Marsch durch die Wüste geht, und dabei Gottes Wege mit den Menschen nie verstanden hat. (Hebr 3,8-9) Diese beiden Betrachtungsweisen sind ganz entgegengesetzt und sie finden sich nicht nur in der Bibel, sondern auch in unserer heutigen Zeit.

Wie ist Kirche, wie ist Gemeinde? Ein Fels in der Brandung, der ausharrt und das Gute gegen den Rest der Welt, gegen die böse Welt verteidigt? Der die Tradition hochhält in den Fluten der Veränderung? Oder ist Gemeinde, biblisch ausgedrückt, ein widerlicher Haufen, der am Geplärr der eigenen Lieder langsam erstickt? Findet Kirche an sich selbst ein Wohlgefallen und verteidigt sie Festungen, die niemand einnehmen will?

Manch einer mag resignieren und Kirche so negativ sehen - abgefallen in der Wüste, abgefallen in eine wüste und unchristliche Zeit. Es gilt dann aber auch die andere Zusage, die umgekehrt wird und umgekehrt werden muß. In allen Widrigkeiten ist auch Gutes zu finden. Es gilt auch das Bild von der Wüste als Bewährungsprobe, durch die wir durch müssen und an der wir nun nicht verzweifeln sollen, wie unsere Vorfahren damals vor 3000 Jahren, als sie Gott verfluchten und ihm alle Schuld für Angst und Elend gaben.

Es gilt das Bild von der Wüste, von den schwierigen Wegen, die immer wieder einmal vor uns liegen, im persönlichen Leben und im Leben unserer Gemeinde, von denen dann gilt: Wir schaffen es trotzdem! Laßt uns also festhalten an der Hoffnung, zu der wir uns bekennen. Wir haben doch e i n e n Herrn, der alle Gegenden, die Höhen und die Tiefen durchschritten hat und Gott nahe ist, unseren Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes. (Hebr 4,14)

In diesem Sinne steht dann die Jahreslosung für 1999, daß Jesus Christus auch in den wüsten Zeiten sein Versprechen hält: "Siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." (Mt 28,20) Daran zu glauben, gibt Kraft für jeden Lebensweg.
Ihr Pfarrer Zillmann


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   Predigt 11.10.98   Herzlichkeit

Herzlichkeit kommt nur aus dem Herzen

Liebe Gemeinde, der heutige Sonntag, oder auch diese Zeit in der wir uns im Kirchenjahr befinden, hat etwas mit Ethik und Moral zu tun, mit den Geboten Gottes, mit den Spielregeln der Menschen untereinander, und dann natürlich auch mit dem Gebot, daß alle zusammenfaßt:

(Mt 22,37-40) Jesus sagte: »'Liebe den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, mit ganzem Willen und mit deinem ganzen Verstand!' 38 Dies ist das größte und wichtigste Gebot. 39 Aber gleich wichtig ist ein zweites - sagte er -: 'Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!'

In diesem Zusammenhang steht dann auch der Wochenspruch, den ich Eingangs schon vorgelesen habe: Christus gab uns dieses Gebot: Wer Gott liebt, muß auch seinen Bruder lieben. (1. Joh 4,21)

Und in diesem Zusammenhang stehen dann auch viele andere Regeln und Verhaltensweisen, die wir im neuen Testament wiederfinden. "Wir wollen also alles daransetzen, daß wir in Frieden miteinander leben und einander in unserem Glauben fördern." (Röm 14,17-19) meint der Apostel Paulus "Denn die Königsherrschaft Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Frieden und Freude." "Zieht den neuen Menschen an, den Gott nach seinem Bild geschaffen hat ..." (Eph 4,24)

Das sind gute Aussagen und auch gute Vorsätze. Sie sollen im christlichen Bereich gelten, also besonders in der Kirche und dann natürlich auch in allen Lebensbereichen der Menschen. Einen dieser Bereiche habe ich mir ausgewählt, um auch das Problem, oder die Schwierigkeit mit diesen ethischen Geboten aufzuzeigen

Wir hören von anderer Seite und nun ganz unbiblisch den Begriff von der Dienstleistungsgesellschaft, in der wir leben. Und man könnte meinen, genau da müßten diese Regeln gelten. Sie könnten heute von Marketingexperten verwendet werden, die dann als Fazit sagen: Seid nett zu einander oder Der Kunde ist König. Ob das alles nur aufgesetzt ist oder wirklich ehrlich gemeint ist, ist schon wieder eine ganz andere Sache. In den letzten Jahren ist der Einzelhandelsumsatz nicht besonders gewachsen. Der Vorwurf kam, daß in Deutschland die Verkäuferinnen und Verkäufer besonders unfreundlich seien. Der Kunde ist zwar König, aber der Verkäufer ist dann sicher sogar der Kaiser.

Irgendwie - und gerade hier in Berlin konnten wir das erleben - irgendwie ist, nachdem die Mauer weg war, so diese Ostmentalität herübergeschwappt. An der Kasse wurde nicht mehr gegrüßt, die Verkäuferinnen waren muffelig, und ich hatte manchmal den Eindruck, ich als Kunde störe nur den Ablauf im Geschäft. Das soll wieder anders werden. Ein bekannter Schriftsteller, schrieb vor einigen Wochen einen Zeitungsartikel. Darin geht es um die Höflichkeitsformen in Handel und Verkauf und dieser Artikel trug die Überschrift: "Die Schleimspur wird breiter." Und er meinte ganz klar, und da legt er den Finger in die Wunde, die Menschen werden nicht herzlicher, sondern schleimiger.

Ich habe ihnen dazu ein Bild kopiert, daß sie in den Händen halten und dieses Bild nannte der Künstler passend zu dem Zeitungsartikel: "Die neue Herzlichkeit" Schauen sie sich die Grafik an. Die Menschen sind freundlich und zuvorkommend. Es könnte das Personal eines Kaufhauses sein.

Man hat sich gesagt: Wenn mit dem bloßen Verkauf keine größeren Umsätze mehr zu machen sind, dann vielleicht mit dem "Service" und der Höflichkeit in Geschäften, in Bahnen und in Dienstleistungsbetrieben. Nun, in der Tat, viele Verkäuferinnen und Verkäufer klingen schon, als seien sie nicht nur in der Preisgestaltung, sondern auch in Sachen Höflichkeit besonders ausgebildet worden. "Was können wir für Sie tun?" fragt die Stimme am Telephon als erstes, nachdem sie ihren Namen genannt hat. "Einen schönen Tag noch", oder "einen schönen Feiertag", "ein wunderschönes Wochenende" - wer einkauft, kennt diese Sätze, die von morgens sieben Uhr bis zum Ladenschluß überall mehr erklingen. Und, das habe ich auch schon erlebt, manchmal entschuldigen sich Betriebe und Firmen sogar schon, bevor sie ihre Schuld einsehen.

Man könnte jetzt meinen, Die Aufforderung des Apostels hat sich erfüllt. Nichts sei heute überflüssiger als sein Wunsch, wir sollen zueinander freundlich und herzlich sein. Aber, - da steht das aber. Wenn es nur nicht so schrecklich durchsichtig wäre, daß es meist nicht um die Menschen als Kunden geht, sondern um den Umsatz. Wenn es nur nicht so offensichtlich wäre, wann der herzliche Wunsch nur Floskel ist und wann er ernst gemeint ist. Aber leider ist die neue Herzlichkeit, in der keine Zurückhaltung mehr Platz hat, eben genauso aufgesetzt, wie sie klingt. Alles nur schleimiger Schein?

Und das sehen wir ja auch, wenn wir uns mal nicht blenden lassen durch diese scheinbare Freundlichkeit. Wir sehen die müden, abgearbeiteten und traurigen Gesichter der Verkäuferinnen und Verkäufer. Mit letzter Anstrengung manchmal versuchen sie höflich zu sein, dazu sind sie verpflichtet. Nach 20,00 Uhr sind sie dann vom Kunden befreit, sind wieder ehrlich und erschöpft und meistens schlecht bezahlt, sehen sie dem eigenen Feierabend entgegen.

Nein, herzlich ist das nicht, was zur Stärkung des Umsatzes eingesetzt wird wie eine Wunderwaffe, die da lautet: "Wenn du schon nichts kaufen willst, unserer Freundlichkeit entkommst Du nicht."

Liebe Gemeinde, Herzlichkeit kommt nur aus dem Herzen und nicht auf Anordnung. Wer nicht empfindet, was er sagt, bringt nur Mißklänge zuwege. Schon aus dem Gesicht spricht oft das Gegenteil der Worte - und dann erst der Klang der Stimme. Wo das Herz stumm ist, können die Worte nicht herzlich werden. Schon darum bleibt die Aufforderung des Apostels, untereinander nicht nur freundlich sondern auch herzlich zu sein, von großem Wert. Er meint ja nicht zuerst unsere Worte, sondern eben unser Herz (Eph. 4,32). Denn mit kühnem Anspruch und Schwung verbindet er die Freundlichkeit und Herzlichkeit mit der Vergebung, mit meinem sozusagen offenen Herzen, in dem der oder die andere für einen Augenblick wirklich Platz haben soll; ganz gleich, ob der andere Mensch mir gefällt oder nicht. Und da will ich freundlich sein und dem anderen auch sein herz öffnen und nicht schleimig sein und dem anderen sein Portmonai öffnen. Vor allem, wenn er oder sie mir gerade nicht gefallen, will ich ihnen Gutes wünschen. Warum denn auch nicht. Sollte ich denn gleichgültig sein oder gar Böses wünschen denen, denen Gott vergibt wie mir? Sind wir nicht alle gleich?

Ich habe dieses Beispiel mit der Freundlichkeit bei Verkäufern gewählt, um eines deutlich zu machen. Freundlichkeit und Liebe muß vom Herzen kommen. Sind sie nur aufgesetzt, dann sind sie falsch. Wo das Herz stumm ist, können die Worte nicht herzlich werden. Und wir Christen sind, genau wie die Verkäufer und Verkäuferin, besonders anfällig für Heuchelei und Falschheit. Wir machen oft nette Miene zum bösen Spiel. Freundlichkeit ist dabei Pflicht. Wir bekommen dafür kein Geld, aber manche meinen, der liebe Gott sieht alles und wenn wir unserer christlichen Pflicht 'nett zu sein' nicht nachkommen, werden wir irgendwann, und sei es bei Gott, die Quittung bekommen. So setzten dann manche ein ständiges Lächeln auf, als ob sie schon im siebenten Himmel wären. Und diese christliche Betriebsfreundlichkeit ist dann sehr oft auf ein totes, kaltes Herz aufgesetzt. Innen und Außen stimmen nicht mehr. Wo das Herz stumm ist, können die Worte nicht herzlich werden

Um das abschließend zu sagen, wenn der Apostel Paulus schreibt: "Seid freundlich und hilfsbereit zueinander und vergebt euch gegenseitig, was ihr einander angetan habt ..." dann meint er, daß diese Freundlichkeit aus dem Herzen kommen soll. Sie soll nicht darauf abzielen, daß wir etwas dafür bekommen, später einmal, so wie am Monatsende die Verkäuferin ihren Lohn ausgezahlt bekommt, oder ein Prämie erhält, weil sie die höflichste Bedienung war. Nein, nicht weil wir etwas bekommen werden, sonder weil wir etwas erfahren oder schon bekommen haben, - deshalb sollen wir freundlich sein. Und dieses, was wir bekommen haben, bezeichnet Paulus als DAS REINE HERZ, daß nach außen nicht lügen muß und keinen falschen Anschein erwecken muß. "denn," so sagt er, "wir alle sind Glieder am Leib von Christus". Keiner ist da besser und keiner ist da schlechter.

AMEN


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   Internet 15.09.98

"Das Wort Gottes kann nicht in Fesseln gelegt werden." (2 Tim 2,9)

Liebe Lesergemeinde, als Gutenberg im späten Mittelalter den Buchdruck erfand, war der Bibeldruck sein großes Lebenswerk. Es fand mit dem damals neuen Medium schnelle Verbreitung. Das Wort Gottes kann nicht in Fesseln gelegt werden und wer es jemals versucht hat, ist kläglich gescheitert.

Wer will sich heute noch daran erinnern: Es gab Zeiten, da wurde der Besitz einer deutschen Bibelübersetzung mit dem Tode bestraft. Heiliges wurde angeblich geschändet, wenn jeder dumme Bauerntölpel unkontrolliert in der Bibel lesen kann. Doch die Henker haben es bereut und später Einsicht gezeigt.

Als vor 30 Jahren erstmals ein Gottesdienst im Fernsehen übertragen wurde, kamen viele kritische Stimmen auf: "Das Fernsehen macht vor nichts und niemandem mehr halt! Werden nun auch noch die heiligsten Dinge von den neuen Medien vereinnahmt?" So lauteten damals die beängstigten Fragen. Heutzutage gibt es in fast jedem Haushalt ein Fernsehgerät, und auch die Fernsehübertragung von Gottesdiensten löst keinen Streit mehr aus.

Jetzt aber ist der Computer das neue Medium und viele der in den sechziger und siebziger Jahren geführten Diskussionen werden heute erneut geführt - diesmal jedoch um den Computer: Darf man Computer im Schulunterricht einsetzen, wie viele Stunden dürfen Menschen vor dem Computer verbringen, und wie geht man verantwortlich mit diesem Gerät um? Und wo bleibt das Wort Gottes? Kann es Gottesdienst per Computer im Internet geben?

Diese Fragen kann man theoretisch diskutieren, doch probieren geht über studieren. Wer also mitmachen möchte, ob Bibelstunde, Gottesdienst und Predigtarbeit auch über neue Medien machbar sind, kann sich melden per Email oder natürlich über das gute alte Telefon 402 56 77. Für den Anfang habe ich meine Homepage zur Verfügung gestellt, um das neue Medium Internet auch für die Gemeindearbeit nutzen zu können. Der Gemeindebrief erscheint deshalb in Auszügen und wöchentlich auf dem aktuellen Stand unter http://home.t-online.de/home/zillmann-berlin.

In Absprache mit der Landeskirche gibt es dann auch bald einen größeren Raum unter www.ekibb.com. Für alle diejenigen, denen die letzten Wörter spanisch vorkommen, gibt es den Gemeindebrief natürlich auch weiterhin in der üblichen alten Gutenberg-Form, so richtig schwarz auf weiß. mfg ihr pfr-zillmann


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   Gesinnung (Röm 13,14)   Pfr. Zillmann  (10.05.1998)

"Zieht den Herrn Jesus Christus an." (Röm 13,14)

Liebe Lesergemeinde, manche Leute wechseln ihre Meinung, wie andere ihre schmutzige Wäsche und manche Menschen ändern ihre Gesinnung, wie andere ihre Kleidung der jeweiligen Mode anpassen.

So ausgedrückt klingt das schlecht. Besser hört es sich so an: Nur wer sich ändert, kommt im Leben weiter und kann den Zeitgeist verstehen. Wir wollen flexibel sein und uns dynamisch anpassen können, an andere Lebensumstände, Arbeitsstellen und Währungen, an andere Menschen, Meinungen und Glaubensinhalten.

In der Kirche gehen die Uhren oft anders. Hier hat das Wort Tradition einen hohen Stellenwert. Es soll bewahrt werden, was gut ist. Das Neue wird darum nachhaltig und lange geprüft, so daß zum Schluß nur noch Eingeweihte im "Neuen" etwas Neues entdecken können. So werden wirvor Fehlentscheidungen geschützt. So wird verhindert, daß der Schaden größer als der Nutzen ist. Aber schnell entsteht auch der Vorwurf, daß ewig alte Kleider mit ewig neuen Flicken nur verschlimmbessert werden. Welche Jacke ziehen wir uns an? Sind wir Modernisten oder Traditionalisten?

Der Apostel Paulus stellte ähnliche Fragen. Neue und alte Kleidungen wurden verglichen. Er hatte sich meistens für das Neue entschieden, aber nun nicht, weil das Neue modern war, sondern weil das Neue anders war. Paulus wollte keiner Moderichtung folgen, sondern gab den Kleidungsstücken bezeichnende Namen. Sie dienten nicht als Schmuck, sondern sie waren für ihn in erster Linie Arbeitskleidung für eine neue Tätigkeit, Arbeitskleidung für einen neuen Menschen.

"Ihr seid von Gott erwählt, der euch liebt. Darum zieht nun wie eine neue Bekleidung alles an, was den neuen Menschen ausmacht: herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Bescheidenheit, Milde, Geduld. " (Kol 3,12) und wörtlich sagt er dann sogar: "Zieht den Herrn Jesus Christus an." (Röm 13,14) Er soll das Leben bestimmen.

Liebe Gemeinde, auch in den Umbrüchen unserer Kirche sollten wir diese Kleidungsstücke nicht nach dem Wind hängen, oder sie gar dem Zeitgeist entsprechend zuschneiden und ständig wechseln. (Mi 2,11) Freundlichkeit hat einen besonderen und bleibenden Wert, gerade wenn viele Menschen unfreundlich sind. Bescheidenheit ist wichtig, wenn andere durch Raffgier und Habsucht sich selbst und andere verzehren. Geduld war schon immer eine Tugend, nicht nur heute, wenn den Menschen die Zeit wegzurennen scheint. Und wer in einer Ellenbogengesellschaft nicht mehr weiß, was Milde und herzliches Erbarmen ist, sollte nicht als modern bezeichnet, sondern einfach als rücksichtsloser Mensch beschrieben werden.

Gegensätze nur schwarz weiß sehen, neu gegen alt ausspielen, Veränderungen mit Tradition bekämpfen - das bringt nicht viel. Es gibt menschliche Werte, die wie Kleidungstücke wirken, und die man zu allen Zeiten tragen kann, sowohl in den Zeiten der Beständigkeit als, auch in den Zeiten der Veränderungen. Herzlichkeit, Freundlichkeit, Bescheidenheit, Milde und Geduld gehören dazu.

Ihr Pfarrer Zillmann


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   Konfirmation Pfrn. Gogol  (19.04.1998)

Liebe Gemeinde, am Sonntag nach Ostern ist es soweit: Fünf Jungen und ein Mädchen werden im Gottesdienst unserer Gemeinde konfirmiert. Nachdem sie mit uns das Glaubensbekenntnis gesprochen haben, wird ihnen die Frage vorgelegt: "Wollt ihr in solchem Glauben durch Gottes Gnade bleiben und wachsen, so antwortet: Ja, mit Gottes Hilfe."

Um dieses Konfirmationsgelübde gab es in früheren Zeiten auch manchen Streit auf gesamtkirchlicher Ebene. So ein Versprechen sei nicht zumutbar, so konnte man es verschiedentlich hören. Doch was ist der wirkliche Hintergrund des Konfirmationsgelübdes? Zwei Jahre lang wurden die Jungen und Mädchen intensiv im Unterricht auf eine bewußt christliche Lebensführung, ausschließlich gebunden an Gottes Wort und Sakrament, vorbereitet. Sie haben durchgehalten und sind nicht fort gelaufen. Und nun glauben wir ihnen ihr Versprechen, dabei bleiben zu wollen, um immer tiefer in den Glauben an Jesus Christus hineinwachsen zu wollen.

Persönlicher Zuspruch des Segens und Konfirmationsspruch wollen Mut machen, auf dem begonnenen Lebensweg immer wieder neu mit der tröstlichen Gegenwart unseres Herrn zu rechnen. Die Gottesdienstordnung sieht auch ein Wort an uns, die Erwachsenen, vor, nämlich die Sitte, die jungen Leute nicht im Stich zu lassen. Grund genug, inne zu halten und sich an das eigene Konfirmationsgelübde zu erinnern. Und der Spruch, wissen Sie ihn noch ? Hat er Sie durch Ihr Leben begleitet ? Vielleicht holen Sie aber auch Ihre alte Urkunde wieder einmal aus der Aktenmappe hervor, um in Ihrem Spruch Gottes Liebe neu für sich zu entdecken. -

Nun, liebe Gemeinde, in diesem Zusammenhang noch ein paar ganz persönliche Worte. 1964 durfte ich als Pfarrerin einer Gemeinde am Wedding die ersten Jugendlichen einsegnen. Am 19. April d. J. werde ich in der hiesigen Gemeinde meine letzte Konfirmation durchführen, da ich am 30.4. aus dem aktiven Dienst der ev. Kirche ausscheiden werde. Ab 1. Mai werde ich dann als Pfarrerin i. R. ehrenamtlich Tätigkeiten übernehmen, jeweils dort, wo es nötig ist und ich darum gebeten werde.

Vor knapp 15 Jahren wurde ich in diese Gemeinde eingeführt und legte ein umfangreiches Gelübde ab, der Gemeinde kraft meines Amtes und Auftrages in allen Bereichen gewissenhaft und treu zu dienen. Ich habe es gern getan und bin dabei auch so manches Wagnis für andere Menschen eingegangen. Dank allen, die die Jahre hindurch mir treu zur Seite standen! Und nun: "Zieht in Frieden eure Pfade. Mit euch des großen Gottes Gnade und seiner heilgen Engel Wacht!" (EG 258)

Ihre Pastorin Anneliese Gogol


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Ev.Kirche Am Seggeluchbecken
Pfarrer Peter Zillmann, 13435 Berlin-Wittenau, Finsterwalderstr. 68