Hauptseite.Archiv
PageAutor: Pfarrer Zillmann
(27.12.2004)
. |
Predigt Sünde I (Erbsünde
-Gottvergessenheit - Gen 3,1-10) 13.06.04 Pfr. Zillmann
Liebe Gemeinde, es gibt Wörter, die
sprechen
wir
nicht gerne aus. Es gibt Wörter, die können unheimlich sein
und
es gibt Wörter, die versuchen wir darum zu verdrehen, sie in
andere
und falsche Zusammenhänge zu bringen. Ja letztendlich wollen wir
bestimmte
Wörter nicht mehr hören, damit wir uns mit der Sache, die sie
mal bezeichnet haben, nicht mehr beschäftigen müssen.
Zu diesen Wörtern gehört auch das Wort Sünde.
Was
ist Sünde? Was macht Sünde? Wer ist ein Sünder? Wie
kommen wir aus einem Sündenfall wieder gut heraus?.
Für die nächsten drei Predigten, soll dieses Wort
Sünde
deshalb im Mittelpunkt stehen. Von Erbsünde soll die Rede sein und
an den kommenden beiden Sonntagen sind die sieben Todsünden an der
Reihe.
Liebe Gemeinde nun haben wir heute in unserem Gottesdienst
eine
Taufe.
Das Thema Sünde und die Taufe eines kleinen Kindes fallen hier
zufällig
zusammen. Als ich bei der Predigtvorbereitung war und an diese Taufe
dachte,
da überlegte ich so kurz: "Na, das ist ja eigentlich
ungünstig,
alle freuen sich, kommen mal in die Kirche und was hören sie da?
Sünde, Moralpredigt,
der warnende Zeigefinger, typisch Kirche. Kann man bei einer Taufe
nicht
über etwas anderes reden, über was schönes zum Beispiel?"
Das waren so meine ersten Gedanken. Aber da merkte ich auch
gleich,
genau das ist das Problem und das Problem habe ich auch. Sünde ist
doch ungünstig, verschieben wir mal auf morgen, oder besser noch
auf
übermorgen.
Nun hängen aber Taufe und Sünde
merkwürdigerweise
ganz eng zusammen. Viele Christen, besonders in früheren Zeiten,
viele
Christen haben dieses Wasser bei der Taufe, so gesehen, das dieses
Wasser
die Sünden des Kindes abwäscht, von der sogenannten
Erbsünde
des Menschen befreit. Der getaufte Mensch wird dadurch frei, ganz
unschuldig,
ganz ohne Sünde sein Leben zu beginnen.
Ja, aber was sollen diese Vorstellungen, wenn das Wort
Sünde
bei
uns modernen Menschen zunehmend leer und bedeutungslos wird. In der
Alltagssprache
ist es beinahe ein aussterbendes Wort. Im rheinischen Karneval da
singen
die Necken jedes Jahr das gleiche Lied – laut und mit lachenden
Gesichtern: "Wir
sind alle kleine Sünderlein, war immer so, war immer so...." Und
die Botschaft ist ganz klar, dass Sünde etwas ganz Erfreuliches
und Amüsantes
sein kann. Es ist zwar nicht ganz astrein, was wir uns hin und wieder -
besonders im männlich-weiblichen Verhältnis - leisten. Aber
das
gibt der Sache ja gerade ihren Reiz. Ein bisschen Sündigen macht
allen
Spaß und ist ein schönes Thema für lustige Lieder.
Ein Kollege fand in einem Wörterbuch das Wort
Sünde
mit "Fehltritt" übersetzt, und er fand treffen heraus: Wir
tapsen ein wenig daneben, essen und trinken ein bisschen zu viel,
leisten
uns "sündhaft" teure Sachen, schlagen hier und dort über die
Stränge. Aber darüber wird mit Augenzwinkern und nicht selten
sogar mit einer gewissen Art von Stolz geredet. Die kleinen
Sünderlein
bestätigen sich gerne gegenseitig, was für tolle Kerle sie
doch
sind.
Nur bei den "Verkehrsündern" wird's deutlich
ernster.
Da
muss man zahlen, wenn man erwischt wird. Und genauso ergeht's den
"Umweltsündern"
oder den "Dopingsündern- und sünderinnen". Sie haben mit
Strafen
zu rechnen, weil sie anderen Menschen und letztlich sogar sich selbst
schaden.
Harmlos und zum Lachen sind solche "Sünden" also ganz bestimmt
nicht
mehr. Insofern klingt das Wort "Sünde" hier schon etwas
bedrohlicher
als in den lustigen Liedern und Werbesprüchen. Wer
Flüsse
vergiftet und Landschaften verseucht, bedroht unser Leben.
Das Wort Sünde ist also doch nicht ganz vergessen. In
den
kleinen
Verfehlungen unseres Lebens benutzen wir es ganz gerne.
Jetzt passiert in diesem Sprachgebrauch aber etwas
merkwürdiges.
Wenn der kleine Verkehrsünder unerwartet ein Kind zu Tode
fährt,
sprechen wir nicht mehr von Sünde. Wenn der kleine
Umweltsünder
andere Menschen schwer vergiftet und sie nach Jahren qualvoll an Krebs
sterben, steht in keiner Anklageschrift: "Der war ein Sünder".
Wenn jemand also etwas tut, was nicht mehr rückgängig gemacht
werden kann, was in seiner Verfehlung, oder in seiner Straftat endgültig
und unumkehrbar ist – dann fehlt plötzlich das Wort Sünde.
Woran liegt das? Liebe Gemeinde das liegt daran, dass wir
mit den
großen
und unfassbaren Sünden nicht umgehen können. Denn wer vergibt
mir meine Schuld, wenn ich mit meinem Auto ein kleines Kind todgefahren
habe? Wie kann ich mit dieser Tat leben. Oder wer vergibt mir meine
Schuld,
wenn ich fahrlässig viele andere Menschen ins Unglück
stürze, Schäden anrichte für die ich eigentlich so
nichts
richtig kann, aber wo ich doch im Unterbewusstsein das Gefühl
habe,
hier hätte ich was machen müssen, hier hätte ich
wenigstens
was sagen müssen, hier hätte ich nicht bloß schockiert
zuschauen dürfen.
Angesprochen sind hier alle sogenannten
Unterlassungssünden,
wo
wir uns hinterher immer gut entschuldigen können: "Na das
waren
doch die anderen, ich habe nichts gemacht, habe nichts gewusst, habe
nichts
gesehen."
Liebe Gemeinde an dieser Stelle kommt ein neues Wort ins
Spiel.
Zwei
Wörter gehören nämlich zusammen. Sünde und
Vergebung. Sünde
und Vergebung sind untrennbar miteinander verbunden. Und genau da
liegt
unser Problem.
Wir sprechen über die kleinen Fehltritte, als
Sünde,
weil
wir wissen, dass wir diese kleinen Fehltritte reparieren können,
wir
können Schuld begleichen, wir können Schaden wieder gut
machen
und die Sache ist vergessen und vergeben, vergessen und vergeben. Aber
die richtig schlimmen und bösen und tragischen Taten, die nicht
mit
Geld oder Vergessen repariert werden können, wer vergibt uns da
die
Schuld, die Sünde? "Mein Gott, was habe ich angerichtet!"
"Mein Gott, was habe ich angerichtet!" Viele
Menschen
können
diesen Satz so nicht aussprechen. Gott ist scheinbar weit weg oder was
soll das mit Gott. Einen Gott gibt es nicht. Wir Menschen sind
die
größten. Wir haben alles im Griff. Wir sind die Macher. Mit
dieser Lebenseinstellung kommt man gut durchs Leben. Jedenfalls solange
alles glatt läuft, solange alles nach Plan läuft, solange
alles
unseren Wünschen entspricht. Solange alles gut geht.
Aber wenn es nicht gut geht? Wenn wir plötzlich nicht
nur
einen
Fehltritt machen, sondern schwere Schuld auf uns laden, vielleicht die
ganz große Katastrophe erleben müssen. Jetzt wird das Wort Sünde
tabu. Es macht Angst, weil wir nicht wissen, wer uns vergeben kann,
wer uns aus unserer Schuld retten wird. Wir vermeiden dieses Wort, weil
es uns an Gott erinnert, den wir vergessen haben.
Liebe Gemeinde, man hat diese Lebenseinstellung nicht erst
heute
erfunden.
Schon vor Tausenden Jahren wollten die Menschen immer die
Größten
sein. Was brauchen wir einen Gott? Wir wissen viel, wir wissen was gut
und böse ist, wir erkennen unsere Welt und können sie so
gestalten,
wie wir das wollen. Ich bin meines Glückes Schmied, ich kann mich
selbst verwirklichen.
In der Bibel ist uns dazu eine gute Geschichte
überliefert.
Die
Legende oder der Mythos, das der Mensch wie Gott sein wollte. Sie
kennen
diese Geschichte alle. Sie trägt die Überschrift "Der
Sündenfall"
Der Sündenfall der Menschheit, wo Adam und Eva vom Baum
der
Erkenntnis essen. Diese Geschichte mit dem Apfel und der Schlange.
Diese
Geschichte sagt: Der Mensch will selbst festlegen, was Gut und
Böse
ist, er will die Welt erkennen und er will Gott vergessen.
Das bezeichnete man als Ursünde oder als
Hauptsünde,
später
wurde daraus der Begriff Erbsünde, weil eben alle Menschen
so sind, diese Einstellung gewissermaßen in sich haben, und das
von
Geburt an: "Wir wollen Gott vergessen!" Und wenn sie dann gerufen
werden,
die Tragik von Schuld und Fehlern in ihrem Leben verantworten sollen,
dann
machen wir es wie der Adam, wir verstecken uns hinterm Busch, wollen im
Dunkeln bleiben, wo uns niemand sieht und wo wir versuchen, mit den
vielen
anderen kleinen Sünden im Leben zurechtzukommen.
Das ist dann natürlich ein ganzes Thema für sich
und
darüber
möchte ich dann am kommenden Sonntag sprechen.
Zum Abschluss noch einmal zurück zur Taufe. Wir Menschen haben
viele Möglichkeiten unser Leben und unsere Zukunft zu gestalten.
Manches
wird sich zum Bösen wenden und vieles andere zum Guten. Wie wir
damit
fertig werden, dass wir am Bösen nicht verzweifeln und am Guten
nicht
übermütig werden, das hängt davon ab, wessen Geistes
Kind
wir sind.
Das Wasser bei der Taufe soll abwaschen die Sünde.
Ich will
es mal anders sagen. Die Taufe soll ein Schutz sein, damit wir Gott
nicht
vergessen und das wir wissen, dass Gott immer bei uns ist, egal was in
unserem Leben passiert.
Der Adam hatte sich versteckt, in einer dunklen Ecke, als er
merkte,
dass etwas in seinem Leben schief gelaufen ist. Ans Licht wollte er
nicht
mehr, denn da hätte man seine Schuld erkannt. Adam steht als
Symbol
für alle Menschen, die nach Vergebung und Versöhnung
suchen.
Und so lässt Gott dann durch Jesus sagen, und dieses Wort habt ihr
euch als Taufspruch ausgesucht: »Ich bin das Licht
für
die Welt. Wer mir folgt, tappt nicht mehr im Dunkeln, sondern hat das
Licht
und mit ihm das Leben.« (Joh 8,12)
AMEN
. |
Predigt Sünde II (Nächstenliebe
- Röm 1,29) 20.06.04 Pfr. Zillmann
Das Trachten des Menschen ist böse. Wir sind
alle
Sünder.
Und so sagt der Apostel Paulus:
"Es findet sich bei den Menschen jede Art von Unrecht,
Niedertracht,
Gier, Gemeinheit. Sie sind voll Neid, sie morden, streiten,
betrügen
und stellen einander Fallen. Sie reden gehässig über andere."
Liebe Gemeinde, in der letzten Predigt am vergangenen
Sonntag habe
ich
über das Wort Sünde gesprochen. Dieses Wort Sünde
benutzen wir zwar bei den kleinen Fehltritten im Leben recht gerne, bei
den großen, tragischen und nicht wieder gut zu machenden Fehlern
vermeiden wir es aber, weil uns dieses Wort unheimlich vorkommt.
Mit der Geschichte von Adam und Eva, mit dem Sündenfall
fing
alles
an. Diese Geschichte sagt: Der Mensch will selbst festlegen, was Gut
und
Böse ist, er will die Welt erkennen und er will Gott vergessen.
Das
bezeichnete man als Ursünde oder als Hauptsünde, später
wurde daraus der Begriff Erbsünde, weil eben alle Menschen so
sind,
diese Einstellung gewissermaßen in sich haben, und das von Geburt
an. Sie streben danach: "Wir wollen Gott vergessen!" Und wenn
wir
dann gerufen werden, die Tragik von Schuld und Fehlern in unserem Leben
verantworten sollen, dann machen wir es wie der Adam, wir verstecken
uns
hinterm Busch, wollen im Dunkeln bleiben, wo uns niemand sieht und wo
wir
versuchen, mit den vielen anderen kleinen Sünden im Leben
zurechtzukommen.
Auf
dem Holzschnitt, auf dem Bild, das ich ihnen am Eingang gegeben habe,
sind
die drei wichtigsten Sündenfälle gut dargestellt.
(Niederländischer
Holzschnitt von 1484 -zum Vergrößern anklicken) Das ist zwar
mittelalterliches Denken, aber im Großen und Ganzen begegnen wir
diesen Geschichten auch in unserer heutigen Zeit.
Es fängt alles damit an, daß der Engel mit Namen
Satan
aus
dem Himmel gestoßen wird, auf die Erde fällt und die
Sünde
ihren Lauf nimmt. Sie sehen das oben links dargestellt. Rechts oben
dann
der zweite Sündenfall mit Adam und Eva und in der Mitte oben, die
Geschichte vom Turmbau zu Babel, wo die Menschen eben auch wieder mal
die
Größten sein wollten und an ihrer Gottvergessenheit
scheitern.
Diesen drei Geschichten von den Sündenfällen
stehen nun
drei
Geschichten von der Rettung gegenüber. Das Wasser hat hier eine
wichtige
Bedeutung. Es wäscht die Sünde gewissermaßen weg. Die
Arche
Noah schwimmt auf dem Wasser und rettet die Menschen. Im Mittelteil
dann
der Durchzug der Israeliten durch das Meer. Das auserwählte Volk
wird
befreit. Und dann ganz unten rechts die Taufe Jesu durch Johannes.
Jesus
hat einen Heiligenschein mit einem Kreuz, das ist schwer zu erkennen,
aber
wenn sie genau hinsehen, wird es deutlich. Am Kreuz also wird diese
Geschichte
von Fall und Sünde, von Rettung und Erlösung ihr Ende finden.
Ein Fluss fließt durch das Bild, der Strom der Zeit
und der
Strom
der Heilsgeschichte. Dieser Strom fließt aus dem Bild
heraus
und hier sind wir eingeladen uns hineinzudenken, teilzunehmen an dieser
Geschichte. Wie sieht dieses Teilnehmen aber nun aus? Geht die
Sünde,
oder das Sündigen der Menschen auch immer weiter, vielleicht bis
in
meine ganz persönliche Existenz hinein? Was bedeutet das für
mein Leben? Bin ich ein armer, elender, sündiger Mensch? Was soll
ich tun, auf was kann ich meine Hoffnung setzen?
Liebe Gemeinde, wie gesagt der Begriff Sünde, dieses
Wort ist
ein
schweres Wort. Nicht nur weil es in der Bibel in ganz unterschiedlichen
und vieldeutigen Beziehungen gebraucht wird, sondern auch weil es in
der
Geschichte unserer Kirche, wenn man so die zweitausend Jahre
zurückblickt,
viele Wandlungen und Sinnveränderungen erfahren hat. Ich
kann
deshalb nicht so ohne weiteres sagen, dies oder jenes ist Sünde.
Es
würden gleich hundertmal die Zweifel beginnen: "Ja, aber – aber
das
kann man auch ganz anders sehen."
Die Definition aus dem Wörterbuch, die mir am
besten
gefallen
hat lautet: "Ihrem Wesen nach besteht die Sünde in der
Verweigerung
der Gottes- und Nächstenliebe in ihrer Einheit oder in gegen sie
gerichteten
Handlungen."
Diesen Satz, diese fast juristische Definition, muss ich
natürlich
auseinandernehmen, diesen prall gefüllten Satz will ich
erläutern.
- Zum einen, und das hatte ich am vergangenen Sonntag
versucht zu
erklären,
ist Sünde die Verweigerung der sogenannten Gottesliebe.
Wir
Menschen wollen Gott vergessen, Wir Menschen wollen selbst festlegen,
was
Gut und Böse ist, wir wollen die Welt und uns selbst erkennen, um
so Gott überflüssig werden zu lassen. Letztendlich wollen wir
unsterblich werden.
- Und das zweite ist der andere Bereich. Wir verweigern
unseren
Mitmenschen
die Nächstenliebe. Das versteht jeder. Auf diesem Gebiet
kann
auch ein Mensch mitreden, der nicht an Gott glaubt. Wenn ich für
Nächstenliebe
das Wort Solidarität oder Wohltätigkeit, Humanismus oder
Menschlichkeit
einsetze, die wir ehrlich und tolerant mit anderen ausleben, dann
weiß
jeder was gemeint ist.
Bestimmte Taten der Menschen sind schlechte Taten, sind böse Taten
schlechthin. Andere dagegen wieder sind gute Taten, machen das
Zusammenleben
der Menschen angenehm. Tugend- und Lasterkataloge wurden
aufgestellt,
aus denen wir entnehmen können, was richtig und falsch ist. Wir
kennen
die zehn Gebote, die so oder in ähnlichen Formen in allen
großen
Kulturen ihre Gültigkeit haben. Wir kennen die christlichen
Tugenden
von Glaube, Liebe und Hoffnung. Und bezogen nun auf das Negative,
hören
wir die Worte von der Erbsünde und von den sieben Todsünden.
In unserer evangelischen Kirche spielen Sündenkataloge
kaum
eine
Rolle. Mit der "Rechtfertigung allein aus Gnade und Glauben"
scheinen
sie irgendwie im Abstellraum, in der Rumpelkammer der Theologen
abhanden
gekommen zu sein. Ich habe jedenfalls noch im Studium gelernt, ein
Pfarrer
sollte bei einer Predigt alles vermeiden, was den Anschein von
Moralpredigt
erwecken könnte. Etwas über Todsünden zu erzählen,
gehörte jedenfalls dazu. Aber ich sage mir heute doch, wie kann
ich
klar machen, dass wir alle gerettete Menschen sind, wenn wir nicht
wissen,
von was wir gerettet worden sind? Oder wie merken wir, dass wir freie
Menschen
sind, wenn wir nicht wissen, von was wir befreit wurden und von was wir
uns immer wieder zu befreien haben?
Liebe Gemeinde, vor ein paar Wochen wurde ich von einem
jungen
Menschen
gefragt, der hatte etwas in einem Spielfilm von den Todsünden
gehört,
ich wurde gefragt, warum in den sieben Todsünden, das Wort Mord
nicht
vorkommt. Ist denn Mord keine Todsünde? Diese Frage hatte mich
stark
irritiert. Denn erstens bekam ich die sieben Todsünden nicht
aufgezählt
und zweitens merkte ich, dass Mord nun wirklich nicht darin vorkommt.
Wie
geht das?
Ich frage mal: "Fallen ihnen von den sieben
Todsünden
welche
ein?" vielleicht sammeln wir mal. Was gehört zu den Todsünden
dazu? Wie muss man sein, damit man ein richtig schlechter Mensch wird?
......
Ich will sie zusammenfassen, ein paar haben wir
gefunden
und
die anderen ergänze ich mal in der Reihenfolge:
1. Stolz (Eitelkeit, Hochmut), superbia
2. Habgier (Gier, Geiz), avaritia
3. Neid (Missgunst, Eifersucht, üble Nachrede) invidia,
4. Zorn (Wut) ira,
5. Wolllust (Ausschweifung, Luxus), luxuria,
6. Völlerei (Fress- und Trinksucht) gula,
7. Trägheit (Faulheit, Überdruss) acedia, (Traurigkeit)
Das sind die sieben Todsünden. Nun kommt das Wort Mord wirklich
nicht
vor. Der junge Mann hatte im Spielfilm gut aufgepasst. Haben die
Todsünden
nichts mit Tod zu tun? Ja und nein kann man sagen. Oftmals spricht man
deshalb auch von Hauptsünden, um Missverständnissen aus dem
Weg
zu gehen.
Ich will es mal so sagen. Im juristischen unterscheidet man
immer
die Tat
und das Motiv. Diese sieben Sünden bezeichnen also nicht die
Tat,
sondern das Motiv, also unsere Beweggründe, weshalb wir etwas
machen.
Und wenn diese niedrigen Beweggründe, also diese Sünden, oder
eine negative, innere Einstellung, die Ursache unseres Handelns ist,
dann
folgt daraus fast immer die böse Tat. Der Tod ist der Sünde
Sold,
könnte man sagen.
Ich kann mich im wahrsten Sinne des Wortes Todfressen, Vor
Neid
und
Wut kann mir die Galle platzen, und nach dem Hochmut kommt der tiefe
Fall,
der eben manchmal tödlich sein kann. Aber in erster Linie
füge
ich nicht mir selbst durch diese Sünden
Schaden
zu, sondern ich schade meinen Mitmenschen, ich schade meinem
Nächsten.
Sie haben unter meinem sündigen, unter meinen schlechten Motiven
zu
leiden und nehmen Schaden daran. Der Sündenkatalog hört sich
dann wie das Drehbuch zu einem Tatortkrimi an, bei dem ein Mord
aufzuklären
ist.
Liebe Gemeinde, um das abschließend zu sagen. Wir
verweigern
unseren
Mitmenschen die Nächstenliebe. Das ist dieser zweite Bereich der
Sünde,
über den ich heute gesprochen habe. Alle sieben Todsünden
haben
damit zu tun, dass der Mensch das erste Gebot übertritt und sich
selber
so wichtig nimmt, dass er Gott aus seinem Leben ausschließt und
damit
letztendlich auch seine Mitmenschen.
Wie das nun im einzelnen passiert und wie wir uns dagegen
schützen
können, das möchte ich am kommenden Sonntag weiter
ausführen.
Wie komme ich weg von Stolz und Habgier, wie vermeide ich Neid und Wut,
wie gehe ich um, mit Wollust und Völlerei, wie kann ich mit meinem
inneren Schweinehund leben. Das soll also am nächsten Sonntag
Thema sein. Die einzelnen Todsünden wollen wir uns näher
betrachten.
Ein kleiner hämischer Witz noch gleich zum Ein- und
Ausstieg
in
die Details der einzelnen Sünden:
Es geht um die Eitelkeit. Die Eitelkeit ist
selbstverständlich
eine weibliche Spezialität. Eine Frau geht zur Beichte und
möchte
dem Pfarrer zum x-ten Mal beichten, dass sie so schön sei, dass
sie
so schön sei - und nur deshalb immer wieder versonnen ihr
Spiegelbild
betrachte. Geh nur beruhigt heim, sagt der Pfarrer zu ihr. Irrtum ist
ja
keine Sünde.
Amen
. |
Predigt Sünde III (7
Todsünden - Mk 12, 28–34) 27.06.04 Pfr. Zillmann
Liebe Gemeinde, das Trachten des Menschen ist
böse.
Wir
sind doch alle Sünder. Und so sagt der Apostel Paulus:
"Es findet sich bei den Menschen jede Art von Unrecht,
Niedertracht,
Gier, Gemeinheit. Sie sind voll Neid, sie morden, streiten,
betrügen
und stellen einander Fallen. Sie reden gehässig über andere."
(Röm 1,29)
In den letzten beiden Predigten, also an den letzten beiden
Sonntagen
war die Sünde das zentrale Thema. Ihrem Wesen nach besteht die
Sünde
in der Verweigerung der Gottesliebe und in der Verweigerung
der
Nächstenliebe. Anders gesagt, wir wollen von Gott nichts mehr
wissen und wir denken zuerst an uns selbst.
Damit Menschen gut miteinander auskommen, müssen sie
Spielregeln
einhalten, die für alle gelten. In der christlichen Tradition ist
es darum ein guter Brauch, dass Tugend- und Lasterkataloge
aufgestellt
wurden. Wir kennen alle die zehn Gebote, die so oder in ähnlichen
Formen in allen großen Kulturen ihre Gültigkeit haben. Wir
kennen
die christlichen Tugenden von Glaube, Liebe und Hoffnung. Und bezogen
nun
auf das Negative, hören wir die Worte von der Erbsünde und
von
den sieben Todsünden.
Die sieben Todsünden wollen wir uns heute etwas
näher
ansehen. Sie geistern als Begriff umher, diese Todsünden sind auch
in aller Munde, sind zum geflügelten Wort geworden.
So gibt es zum Beispiel die sieben Todsünden im
Vorstellungsgespräch
beim Chef, dann gibt es die 11 Todsünden beim Flirten, die vier
Todsünden
beim Führen eines Fahrtenbuches, die 10 Todsünden der
Aquarianer,
die unverzeihlichen Todsünden beim Aktienkauf und so weiter und so
fort. Da könnte ich jetzt stundenlang weiter aufzählen.
Todsünde
ist ein geflügeltes Wort. Es fliegt überall umher.
Was sind aber nun die richtigen Todsünden, also die
Todsünden
des Lebens? Am vergangenen Sonntag hatten wir sie aufgezählt und
zusammengetragen,
so wie sie etwa seit dem 6. Jahrhundert gültig sind. Ich
möchte
sie noch einmal wiederholen:
1. Stolz (Eitelkeit, Hochmut), superbia
2. Habgier (Gier, Geiz), avaritia
3. Neid (Missgunst, Eifersucht, üble Nachrede) invidia,
4. Zorn (Wut) ira,
5. Wolllust (Ausschweifung, Luxus), luxuria,
6. Völlerei (Fress- und Trinksucht) gula,
7. Trägheit (Faulheit, Überdruss) acedia, (Traurigkeit)
Liebe Gemeinde, diese Todsünden machen unser Leben kaputt, oder
können
unser Leben kaputt machen, wenn wir sie nicht rechtzeitig bemerken und
ihnen Einhalt gebieten. Ich möchte mit der letzten Sünde
anfangen,
die ist nicht ganz so schlimm und dann zum Schluss bei der
ersten,
beim Stolz aufhören, die als gefährlichste gilt.
7. Die siebente Todsünde ist also die Trägheit.
Der träge Mensch ist von Natur aus bequem und antriebsschwach. Von
sich aus würde er nie die Initiative ergreifen, Aufgaben in
Angriff
nehmen oder sonst wie aktiv werden. er ist fast ein problemloser
Zeitgenosse,
weil er denkt, er lebt im Schlaraffenland. Er braucht immer den Tritt
in
den Hintern.
Erst wenn auf dem Zeugnis steht "Versetzungsgefährdet"
fängt
er an zu lernen, erst wenn die erste Abmahnung der Firma im Briefkasten
liegt, entwickelt er Initiative, erst wenn die Sozialhilfe gestrichen
wird,
meldet er sich mal wieder beim Arbeitsamt, erst wenn der Ehepartner
fremd
geht, fällt ihm ein, dass Liebe nicht nur aus Passivität
besteht,
und erst wenn’s ans eigene Sterben geht, merkt er, hoppla da war doch
noch
was, mit Gott - und so.
6. Die sechste Sünde ist die Völlerei.
Ein schönes Wort. Fress- und Trinksucht sagen einige. Aber nicht
nur
das unmäßige Essen und Trinken gehört dazu, sondern das
Unmäßige, dass Suchthafte, dass Übertriebene in allen
unseren
Lebensabläufen. Wir wollen mehr kaufen und mehr besitzen, wir
wollen
schöner wohnen, mehr Zimmer haben, als wir brauchen, wir wollen
mehr
Arbeiten, suchen mehr Anerkennung. Wir wollen immer und immer mehr, als
wir brauchen und als es uns gut tut. Wir sind süchtig nach mehr.
Dabei machen wir einen verhängnisvollen Fehler. Wir
glauben
nämlich,
dass in der Quantität, also in der Menge, das Glück zu finden
ist - eben das, was man heute mit „Konsum" bezeichnet. Und die Folge?
Nur
Überdruss, Übelkeit, Übersättigung,
Suchtabhängigkeit!
5. Die fünfte Sünde ist die Wolllust.
Bei
diesem Wort fällt uns meistens übertriebener Sex ein. Das
wurde
auch in den letzten Jahrhunderten immer stark betont. Wolllust oder gar
Unkeuschheit ist aber eine sehr schlechte Übersetzung aus dem
Lateinischen.
Das lateinische Wort luxuria bezeichnet diese Sünde viel besser.
Wir
brauchen dieses Wort nicht mal übersetzen. "Luxus" sagen wir heute
einfach dazu. Die Abgrenzung zur Völlerei ist etwas schwierig.
Luxus
ist nicht die Sucht nach immer mehr, sondern der Reichtum und die
Verschwendung
an sich.
Wir treiben einen Riesenaufwand und vergeuden unser Geld,
unsere
Kraft
und Energie für oftmals sinnlose Sachen.
Das ganze Taschengeld geht drauf, um nur diesen Turnschuh von der Firma
Nike zu tragen. Dieses Jahr gönnen wir uns gar nichts, weil wir
für
eine traumhafte Urlaubsreise sparen. Es macht Riesenspaß mit
einem
blubbernden Porsche in der Fußgängerzone zum Bäcker zu
fahren, und unser Haus, dass wir uns geleistet haben, ist ein
Lebenstraum
mit zwanzig Zimmern und Schwimmingpool. Luxus-Sachen, Luxus-Reisen,
Luxus-Auto,
Luxus-Häuser natürlich auch Luxus-Weiber und Männer
-
meistens auf Kredit und auf Kosten anderer.
4. Die vierte Todsünde ist der Zorn
oder
die
Wut. Einen cholerischen Menschen um sich zu haben, kann sehr
ärgerlich
und beschwerlich sein. Was der Träge zu wenig hat, hat der
Wütende
zu viel. Streit suchen, die Aggressionen nicht im Griff haben, immer
auf
Konfrontation gehen, ist meistens ein Zeichen innerer Schwäche.
Die
seelischen Spannungen mit den eigenen Problemen des Lebens fertig zu
werden,
entladen sich allzuschnell nach Außen. "Ich bin schlecht, der
andere ist schlecht und deshalb haue ich ihm eine rein. Außerdem
bin ich ja sowieso der Beste."
3. Von da ab geht es gleich zur nächsten
Sünde,
zur dritten. "Wenn ich der größte und beste bin, wieso
hat
dann der andere immer mehr Glück als ich?" fragen sich Viele. Neid
kommt auf. Missgünstig betrachte ich die anderen, fange an zu
tuscheln
und versuche sie mit meinem Gerede schlecht zu machen.
"Hat der dass überhaupt verdient?" "Geht das mit
rechten
Dingen
zu?" Ein neidischer Mensch gibt sich nicht damit zufrieden, dass
er
so und nicht anders von Gott geschaffen ist. Stets muss er sich mit
anderen
vergleichen: mit Menschen, die mehr besitzen als er selbst; die einen
größeren
Wagen fahren; die mehr Talente haben; die schöner aussehen; die
einen
besseren Geschmack besitzen; die gebildeter sind. Es gibt nichts,
worauf
ein Neidischer nicht neidisch oder eifersüchtig sein könnte.
2. Die zweite Sünde ist der Geiz. „Ich
bin,
was ich besitze", so könnte man das Motto der Habgierigen
umschreiben. „Hast
du was, bist du was - hast du mehr - dann bist du auch mehr!" -
Diese
unbewusste Vorstellung scheint die Triebfeder des Geizigen zu sein. Und
seine Gier richtet sich auf Besitz und Macht zugleich. Sein Geiz
hält
ihn gefangen. Er gibt anderen nichts ab, er lässt andere links
liegen,
drängelt sich mit seinen Ellenbogen immer nach vorne und was er
weiß,
das sagt er nicht weiter. Ein geiziger Mensch ist ein einsamer Mensch.
Er hat keine Freunde und niemand will etwas mit ihm zu tun haben.
1. Liebe Gemeinde, die letzte Sünde und in
der
Reihenfolge
die erste und schlimmste Sünde ist der Stolz. Wie ist denn
ein Mensch, der stolz und hochmütig ist?
Vielleicht kann man ihn am ehesten mit einem aufgeblasenen
Luftballon
vergleichen: er tut so, und glaubt das auch, als sei er mehr oder
besser
als die anderen Leute. Aber jeder Psychologe wird sagen: solche Typen
haben
in Wirklichkeit gar keine echte, stabile Persönlichkeit. Sie tun
nur
so, als seien sie jemand Besonderes, aber tief im Inneren nagen
Minderwertigkeitsgefühle
an ihnen. Natürlich ist ihnen das selber meistens gar nicht
bewusst,
und sie würden sich heftig dagegen wehren, wenn man ihnen ins
Gesicht
sagt, wie wenig Selbstwertgefühl sie in sich haben.
Und daraus erwächst die Gefahr. Das
Überschätzen
der
eigenen Persönlichkeit kann zum Absturz führen und in diesem
Absturz reißen die Stolzen andere Menschen mit ins Verderben.
Hochmut
kommt vor dem Fall, sagt das biblische Sprichwort und alles Streben der
Menschen ist letztendlich Eitelkeit, eitel haschen nach Wind.
Der Stolz zieht alle anderen Sünden magisch an. Der
stolze
Mensch
wird seinen Hochmut und seine Eitelkeit gierig und
zornig
verteidigen. Eifersüchtig schaut er auf andere, die seine
Eitelkeit
in Frage stellen, die sich mehr Luxus leisten und erfolgreicher oder
einfach
nur glücklicher im Leben sind als er, vielleicht seinen Stolz
nicht
würdigen wollen und träge abwinken und sagen: "Ich hab
keine
Lust, so zu sein, wie du." Der Stolze ist der größte.
Das
will er bleiben und er duldet niemand neben sich, der ihm das Wasser
reichen
könnte, auch nicht Gott.
Liebe Gemeinde, das sind die sieben Todsünden und ich
hoffe
sie
können noch zuhören. Wenn sie jetzt das Gefühl haben, so
ein Lasterkatalog ist ja deprimierend, da macht es ja gar nicht
mehr Spaß zu leben, dann will ich sie trösten. Das gleiche
Gefühl
hatte ich zeitweilig auch.
Und ich fragte mich, soll ich nun in Sack und Lumpen trocken
Brot
essen
und fasten, mir Scheuklappen umbinden, damit meine neidischen Augen
nicht
irre werden? Und soll ich demütig allen Leuten zu Kreuze kriechen,
darf ich nie mehr mal ausspannen und muss ich nun mein Geld von der
Bank
zum Sozialamt tragen? Ich denke, so sollten wir die Warnung dieser
sieben
Todsünden eben nicht verstehen. Das Übertreiben in die andere
Richtung ist auch falsch und eitel.
Es hat mal jemand das deutsche Wort Sünde vom Wortstamm
her
mit
ab-sondern verglichen. Sünde ist also Trennung, Trennung von
anderen
Menschen und Trennung von Gott. Verweigerung der Gottesliebe und
Verweigerung
der Nächstenliebe, wie ich es Eingangs sagte. Wir wollen von Gott
nichts mehr wissen und wir denken zuerst an uns selbst, daraus folgen
alle
anderen Untaten.
Wenn wir diese Aussage jetzt einfach umdrehen, dann
müssten
ja
aus den Sünden die Tugenden entstehen. Und das
funktioniert
auch.
Also erstens an Gott glauben und zweitens mehr an andere
Menschen
denken,
dann wird es schon klappen mit einem glücklichen Leben, dann
können
wir darauf hoffen, dass sich alles zum Guten wendet. (Mk 12,
28–34
par.)
Nur unter dieser Voraussetzung sind wir überhaupt in der
Lage,
Sünde auch als Sünde zu erkennen. Und nur unter dieser
Vorrausetzung
werden wir frei, Fehler auch als Fehler zu sehen, um sie dann vermeiden
zu können.
Der Katalog der Todsünden soll dazu eine Hilfe sein,
eine
Hilfe
aber zum fröhlichen Leben und nicht zur
Trübsinnigkeit: "Ach
was bin ich doch für ein schlechter Mensch." Eine Hilfe zum
Leben
soll dieser Katalog sein. Ein Spiegel unser menschlichen
Schwächen,
um aus den Fehlern zu lernen.
Am Anfang der Predigt stand ein Wort des Apostel Paulus und
mit
einem
anderen von ihm möchte ich abschließen. Den Lastern hatte er
die sogenannten übernatürlichen Tugenden
gegenübergestellt.
Das sind die Haupttugenden der Christen und die lauten: Glaube,
Liebe
und Hoffnung. (1 Kor 13.13)
Also, ich will es noch einmal wiederholen, erstens an Gott
glauben
und
zweitens mehr an andere Menschen denken, dann wird es schon klappen mit
einem glücklichen Leben, dann können wir darauf hoffen, dass
sich alles zum Guten wendet. AMEN
Thema Sünde - Begleitmaterial zur Predigt
"Es findet sich bei den Menschen jede Art von Unrecht,
Niedertracht,
Gier, Gemeinheit. Sie sind voll Neid, sie morden, streiten,
betrügen
und stellen einander Fallen. Sie reden gehässig über
andere."
(Römer 1,29)
Definition:
"Ihrem Wesen nach besteht die Sünde in der Verweigerung der
Gottes-
und Nächstenliebe in ihrer Einheit oder in gegen sie gerichteten
Handlungen."
(Erbsünde = Gottvergessenheit)
Die sieben Todsünden:
1. Stolz (Eitelkeit, Hochmut), superbia
2. Habgier (Gier, Geiz), avaritia
3. Neid (Missgunst, Eifersucht, üble Nachrede) invidia,
4. Zorn (Wut) ira,
5. Wolllust (Ausschweifung, Luxus), luxuria,
6. Völlerei (Fress- und Trinksucht) gula,
7. Trägheit (Faulheit, Überdruss) acedia, (Traurigkeit)
verschiedene Tugenden:
alte Kardinaltugenden: Klugheit, Gerechtigkeit, Starkmut,
Mäßigkeit
bürgerliche Tugend: Gehorsam, Demut
neuzeitliche Tugend: Solidarität, Wahrhaftigkeit,
Toleranz
Die drei »übernatürlichen« oder
»theologischen
Tugenden
Glaube, Liebe, Hoffnung
Mk 12,29-31
Jesus sagte: »Das wichtigste Gebot ist dieses: ... Der Herr ist
unser Gott, der Herr und sonst keiner. Darum liebt ihn von ganzem
Herzen und mit ganzem Willen, mit ganzem Verstand und mit aller Kraft.'
Das zweite ist: 'Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!' Es gibt
kein
Gebot, das wichtiger ist als diese beiden.
. |
Andacht Ps 91,1-2 (Der Schirm des Höchsten- Monatsspruch)
16.06.04
Pfr. Rochusch
Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und
unter
dem
Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn:
„Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.“ (Psalm
91,1-2)
Lange
ist es her, es war in der Zeit meiner Zugehörigkeit zur Jungen
Gemeinde:
Damals hatte mich mein Pfarrer gebeten, für den Schaukasten ein
sommerliches
Plakat zu gestalten, das für den Betrachter den Hinweis auf die
Urlaubs-
und Reisezeit enthalten sollte.
Ich weiß es noch ganz genau, ich fand ein Foto eines
gut
beleibten
Herrn in Badehose, der in seinem Liegestuhl unter einem Sonnenschirm
lag.
Das Bild brachte die Urlaubssehnsucht vieler Menschen zum Ausdruck. Und
neben dieses Foto setzte ich den Anfang des Psalmwortes „Wer unter dem
Schirm des Höchsten sitzt ....“ und fügte dann in etwas
kleinerer
Schrift den Rest des Bibelwortes hinzu.
Ich wünschte mir, dass der Betrachter meines Plakates
selber
durch
das Bild in Urlaubsstimmung versetzt wird und in ihm der Wunsch
wächst,
sich unter den Schirm des Höchsten, in den Schatten des
Allmächtigen
setzen zu können, um dann alle die zu erwartenden Segnungen
genießen
zu können, die mit dem Urlaub verbunden sind: Erholung,
Entspannung,
Freude, Friede, Wohlfühlen.
Dieses Plakat aber hat eine Sturm der Entrüstung
hervorgerufen,
weil dieses Bild und die Kombination mit dem Bibelwort als
Gotteslästerung
empfunden wurden. Sich unter den Schirm des Höchsten zu setzen,
sich
in den Schatten des Allmächtigen zu begeben, ist, so war es die
Meinung,
etwas anderes als Urlaub zu machen.
Das Bild deutet eine Gefährdung des Lebens an, die den
glaubenden
Menschen bedrohen könnte, vor der Gott ihn aber schützt. Und
die dankbare Antwort des glaubenden und sich in den Schutz Gottes
begebenden
Menschen ist der Lobpreis Gottes: Meine Zuversicht und meine Burg,
meine
Hoffnung. Aber Urlaub und Sonnenschirm am Strand und Wohlleibigkeit
eines
genießenden Menschen, das war etwas ganz anderes als guter
Glaube.
Ich setze mich immer noch mit der Entrüstung von damals
auseinander,
in jedem Sommer kommt die Erinnerung wieder. Begibt man sich, wenn man
Urlaub macht, nicht auch in den Schutz Gottes? Oder regt der Urlaub zum
Vergessen Gottes an, zum Vernachlässigen des Glaubens?
Ich lege die Fragen nun Ihnen, verehrte Leser, ans Herz und
wünsche
Ihnen eine gesegnete, von Gott beschützte Sommer- und Urlaubszeit,
in der ich Ihnen empfehle, sich unter den Schirm des Höchsten zu
setzen
und unter dem Schatten des Allmächtigen zu bleiben.
Ihr
Pfr. Rochusch
. |
Andacht (Ps 91,11 - Engel) Pfr. Rochusch
Er hat seinen Engel befohlen,
dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.
(Psalm 91, Vers 11)
Dieser Monatsspruch ist der am häufigsten gewählte
Taufspruch
für kleine Kinder. Wenn Eltern ihr Kind zur Taufe anmelden, dann
erhalten
sie von uns auch eine Sammlung von Bibelversen, die sich als
Taufsprüche
eignen, und sie werden gebeten, einen davon als Taufspruch
für
ihr Kind auszusuchen. Immer wieder erfreuen sich Eltern an diesem
Psalmwort.
Wenn ich nach einer Begründung frage, dann höre ich: Unser
Kind
soll behütet aufwachsen und beschützt seinen Weg durchs Leben
gehen können.
Ob es wirklich Engel gibt oder nicht, das wissen die Eltern
nicht,
aber
sie glauben und hoffen, dass die himmlische Kraft, die wir Engel
nennen,
wie Aufpasser und Helfer den Lebensweg begleiten.
Und
„er“, der dies seinen Engeln befohlen hat, das ist dann
selbstverständlich
Gott, der Schöpfer des Lebens ihres Kindes.
Ich kann den Eltern nur zustimmen und hoffe natürlich
das
gleiche
für ihr Kind trotz aller Gedanken über die Entwicklung der
Welt,
die sich einstellen, wenn man heute ein Kind taufen darf und dabei
bedenkt,
dass die normale Lebenserwartung des Kindes vielleicht bis ins
nächste
Jahrhundert reicht. Wie sehr wird sich die Welt verändern und wie
sehr wird diese Veränderung sich auf dem Lebensweg
bemerkbar
machen. Da sind viele Engel Gottes zum Schutz und zur Begleitung
notwendig,
da sind Glaube und Liebe, Erziehung und Verantwortung wichtige
Lebensbegleiter
des Kindes.
Es fällt mir aber auch auf, dass Erwachsene, wenn sie
sich
selbst
taufen lassen, diesen Vers nicht mehr wählen. Ist das Bild von den
Engeln zu kindlich, gerade noch für die süßen kleinen
Täuflinge
geeignet, aber für einen Erwachsenen zu kitschig? Kann ein
erwachsener
Mensch mit dem Gedanken an einen Schutzengel nichts mehr anfangen? Oder
gehört nur Mut dazu, sich zu diesem Glauben zu bekennen?
Heimlich, so stelle ich es mir vor, glauben wir alle an
unseren Schutzengel,
der - wie wir dann spottend sagen - hoffentlich auch schnell genug
fliegen
kann, wenn wir im Auto über die Autobahn rasen. Wir brauchen alle
ein Behütetsein auf allen Wegen.
So seien Sie denn von Gottes Engel behütet auf ihrem
Weg in
diesem
Monat.
Rochusch
. |
Andacht Jahreslosung 2004 (Mk 13,31 - Gottes Wort)
Pfr.
Zillmann
Jesus Christus spricht: Himmel und Erde werden
vergehen;
meine Worte werden aber nicht vergehen.
(Mk 13,31 Jahreslosung 2004)
Zwischen Himmel und Erde gibt es viele gesprochene und
geschriebene Worte.
Allerdings sind sie manchmal schon vergangen und überholt,
bevor die Druckerschwärze getrocknet ist und der Wetterbericht die
Nachrichten beendet hat. Der eine sagt dies und der andere das.
Manche Menschen, die politische Verantwortung tragen,
schaffen
es sogar an einem Tag gleich mehrere Meinungen zu haben. Die Reformen
vom
Vormittag sind dann bereits abends neu reformiert und es kommt beim
interessierten
Zuhörer schnell Verdruss auf.
Aber mit den eigenen Worten, die wir im Laufe des Jahres
oder der
Jahrzehnte
gesprochen haben, ist es nicht anders. Da müssen wir ehrlich
sein.
Wenn wir sie aufgeschrieben hätten, all unsere kleinen und
großen
Vorsätze, die nicht eingelösten Zusagen und Versprechen, die
Behauptungen und Vermutungen, die Zweifel und Ängste, die Fragen
und
Bitten - wenn wir sie aufgeschrieben hätten, würden wir
merken,
wie leer und vergänglich sie doch oftmals waren und sind.
Nicht umsonst spricht man heute von einer Inflation der
Worte -
im privaten, aber auch im öffentlichen Bereich bis hin zur
Politik.
Dagegen sagt Jesus: "Meine Worte werden aber nicht vergehen ..."
Dass Worte schnell vergessen sind, hat er somit als Problem
erkannt.
Und ob seine Worte ewig bleiben, ist in erster Linie eine
Glaubensfrage.
Aber dass sie schon 2000 Jahre Bestand haben und immer noch aktuell
sind,
ist eine Tatsache, die uns zuversichtlich stimmen sollte.
Es gibt also doch Worte, die länger halten als der
Schnee von
gestern.
Wir sollten sie darum als kleinen Schatz hüten und weitersagen.
Gerade
in einer Zeit, wo wir nach festen und beständigen Wahrheiten
suchen,
können solche Worte eine große Hilfe sein.
"Ich gebe dir mein Wort." sagen wir zu anderen, wenn
wir
unseren
Aussagen Nachdruck verleihen wollen. Gott hat uns auch sein Wort
gegeben.
Wir sollten ihn ernst nehmen, denn alles andere kommt und geht und ist
unbeständig, wie das Wetter nach den letzten Nachrichten.
|
Ev.Kirche Am Seggeluchbecken in
Berlin-Reinickendorf
Pfarrer Peter Zillmann, 13435
Berlin-Märkisches
Viertel, Finsterwalderstr. 68
|