Hauptseite.Archiv
PageAutor: Pfarrer Zillmann
(15.11.2011)
.
|
Predigt
- Was
brauche ich für mein Leben (Röm 3,21-28) 30.10.11 Pn.
Orland
Predigt 19. nach Trinitatis,
Reihe III, Am Seggeluchbecken
Liebe Gemeinde! Unser Predigttext steht: Römer 3, 21-28
Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes
die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart, bezeugt durch das
Gesetz und die Propheten. 22 Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor
Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die
glauben. Denn es ist hier kein Unterschied: 23 sie sind allesamt
Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten,
24 und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die
Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. 25 Den hat Gott
für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum
Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden vergibt, die
früher 26 begangen wurden in der Zeit seiner Geduld, um nun in
dieser Zeit seine Gerechtigkeit zu erweisen, dass er selbst gerecht ist
und gerecht macht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus.
27 Wo bleibt nun das
Rühmen? Es ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Durch das
Gesetz der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens. 28 So
halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des
Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.
Liebe Gemeinde, das ist ein spröder Bibeltext – schwer zu
behalten. Aber für Martin Luther war er wie das Tor zum Paradies.
Morgen feiern wir den Gedenktag der
Reformation. Die Kinder in Brandenburg haben schulfrei – es ist
ein Feiertag. Aber auch in Berlin dürfen die Kinder zu Hause
bleiben – der Senat hat „ein bißchen Feiertag“ für
Schüler genehmigt.
Was aber bedeutet uns dieser Tag? Wir können es Martin Luther
heute früh nachmachen und Zentimeter für Zentimeter diese
Tür zum Paradies aufmachen. Wir öffnen uns schrittweise
für diesen Text. Eine Redensart sagt: “Davon kannst du dir eine Scheibe
abschneiden!“ Das bedeutet: Das solltest du dir zum Vorbild
nehmen!
In einer Tageszeitung habe ich gelesen: Die meisten Bundesbürger
wollen in diesem Jahr vom wirtschaftlichen Aufschwung eine Scheibe
abhaben und eine Gehaltserhöhung einfordern. „Eine Scheibe
abhaben“ – das heißt hier: ich bekomme etwas vom Überfluss
geschenkt.
Ich habe einen alten Brotkasten mitgebracht und hier hingestellt – da
konnten wir früher tatsächlich immer mal „eine Scheibe
abhaben“. Inzwischen ist unser Brot woanders untergebracht. Der
Brotkasten soll uns daran erinnern, dass wir jeden Tag aus vielen
unsichtbaren „Kästen“ etwas herausnehmen.
Wir leben zum Beispiel aus dem Können von anderen Menschen, wenn
wir zum Arzt gehen oder einem Konzert lauschen. Wir gehen über
Brücken, die Ingenieure gebaut haben und benutzen Erfindungen, die
andere gemacht haben. Aber auch Zuneigung gehört hierher. Wir
erfreuen uns am Besuch von Nachbarn und erinnern uns gerne an
schöne Kindheitserlebnisse. Immer haben wir dabei auch „eine
Scheibe abbekommen“. Die anderen haben etwas für uns getan.
Dieses Gemeinschaftsgefühl hat sich allerdings kurz vor der
Reformation in ganz verquere Bahnen verirrt. Wir befinden uns
ganz in der Nähe Berlins. In Jüterbog werden schwere
Schatzkisten herumgeschleppt. Dominikanermönche tragen sie. Darin
klappert Geld – es sind keine schweren Münzen sondern es raschelt
eher – wegen der leichten Münzen der kleinen Leute.
Sie wollten „eine Scheibe abhaben“ – eine Scheibe von den Prominenten,
den Klugen, aber vor allem von den guten Menschen, von den Menschen,
die ein besseres Leben geführt hatten als man selber. Ein Leben
voller Hilfsbereitschaft und Gerechtigkeit. Man bewunderte die Heiligen
der Kirche, sozusagen die Friedensnobelpreisträger der damaligen
Zeit. Wer ist schon so tapfer wie der Heilige Martin oder so gütig
wie der Bischof Nikolaus? Wenn wir an heute denken: wer kann es schon
Mahatma Gandhi oder Mutter Theresa gleich tun?
Warum wollten die Menschen eine Scheibe abhaben? Denken wir nach. Was brauche ich für mein Leben,
wovon hätte ich gerne mehr? Vielleicht Gesundheit? Vielleicht
Erfolg? Eine glückliche Familie? Woher stammen diese Wünsche?
Damals hatte sich etwas eingespielt, was mit der Bibel kaum noch etwas
zu tun hatte: Es wurden zahlreiche Feste entsprechend dem Kirchenjahr
gefeiert und Wallfahrten unternommen. Es gab eine Volksfrömmigkeit
ohne Bezug zur Bibel. Man spendete für Kirchenbauten und
schmückte sein eigenes kleines Haus mit Andachtsbildern. Jedes
Kind wurde sofort nach der Geburt getauft und jeder beichtete seine
Übertretungen, wenn er krank war oder sein Ende kommen sah. Die
Kirche begleitete den Menschen in allen Lebenslagen – und ein Leben
ohne Kirche war gar nicht vorstellbar.
Zu Luthers Zeit hatte aber noch kaum jemand die Bibel selbst gelesen. Erstens konnte
kaum jemand lesen und zweitens gab es sie nur in lateinischer Sprache.
Und so kam es, wie es kommen musste: Man schneiderte sich sein eigenes
Glaubenskostüm. War es nicht praktisch, dem Kind, das Fieber
hatte, ein Heiligenbild unter das Kopfkissen zu schieben? Sollte man
nicht auch die Türschwelle gegen böse Krankheiten sichern?
Deshalb versteckten die Menschen am Eingang ein Kruzifix oder
Marienbild. Davor würden die bösen Mächte
zurückschrecken und das Haus in Ruhe lassen.
Doch je mehr man gegen die Angst ankämpfte, umso stärker
wurde sie. Der Trost, dass Christus dem Tod seine Macht genommen hatte,
verwandelte sich Zentimeter um Zentimeter in die Angst vor dem
Jüngsten Gericht.
Stellen wir uns folgendes Gespräch vor. Wir sind in Jüterbog.
1.Bauer (steht mit seiner Frau am Arm,
spricht zum 2. Bauern): Du, da drüben steht der mit dem Ablass –
wollen wir einen kaufen?
2.Bauer: Ach was – ich
werde mit meinem Kram alleine fertig. Bin eben kein Kirchgänger,
aber was ist daran schon schlimm?
Bauer:
So so, und was ist mit deinem Knecht, dem Johannes? Der hat ein steifes
Knie bis heute zurückbehalten, nur weil du damals meintest, die
alte Leiter tut´s doch noch.
Bauer:
Jaja, ich weiß! Und dann ist er von oben, vom Heuboden
runtergefallen und alle meinten nun ich sei schuld.
1.Bauer: Da wüsste
ich noch was! Die Margarethe! Sie hat die ganze Zeit geglaubt, du
wolltest sie als Braut zu dir auf den Hof holen – aber du hast doch die
ganze Zeit gewusst, dass das nichts werden wird. Und schau sie dir
heute an! Der Liebeskummer hat sie alt gemacht. Nun ist sie allein
geblieben, wollte niemandem mehr über den Weg trauen.
Bereust du das nicht?
Wenigstens ein bißchen?
2.Bauer: Ich weiß
schon, was ihr von mir wollt. Ich soll mich jetzt schlecht fühlen.
Tu ich aber nicht! So ist eben das Leben. Ich bin nun mal kein
Mönch. Sollen die doch beten den ganzen Tag. Ich kann mir das
nicht leisten, muss doch Geld verdienen.
Bauer:
Du liebst das Risiko, nicht? Was machst du am Tag des Weltgerichts?
Dann stehst du vor deinem letzten Richter. Und Christus kannst du
nichts vormachen – der durchschaut alle deine Ausreden. Ich rate dir, leg dir schon mal in deinen
Schublade eine Verteidigungsrede, für´s Jüngste
Gericht, meine ich. Da musst du nämlich alleine durch.
Ich für mein Teil
gehe auf Nummer sicher. Wozu gibt es denn die Schatzkiste da
drüben? Gegen eine kleine Spende geben mir die anderen was ab!
Wozu haben sie ihr Leben lang „gute Werke“ getan. Das reicht für
zwei. Die geben mir eine Scheibe ab.
Ich kaufe jetzt einen Ablass!
Liebe Gemeinde, von dem Trost des Glaubens war kaum noch etwas zu
spüren, nein, er verwandelte sich in Furcht. Am sichersten war es
im Kloster. Da konnte man Geld sparen, denn Ablass war nicht nötig
– hatte man doch alle Zeit der Welt, um für Christus zu arbeiten.
Man war überzeugt: wahre Gottesliebe denkt nicht mehr an sich
selbst.
Wir wissen, dass Martin Luther
nur deshalb ins Augustinerkloster in Erfurt gegangen ist. Aber ging es
ihm dort besser als draußen? Er hat später
gesagt: „Ich nahm es sehr ernst mit den Gelübden und
ich habe unsere Regeln streng gehalten. Ein frommer Mönch bin ich
gewesen, so dass ich sagen darf: Ist je ein Mönch in den Himmel
gekommen durch Möncherei, so wäre ich auch hineingekommen!
Das werden mir alle meine Klostergesellen bezeugen, die mich gekannt
haben. Ich hätte mich, wenn es länger gedauert hätte, zu
Tode gemartert mit Wachen, Beten, Lesen und anderer Arbeit.
Ich werde es aufschreiben, ja, ich werde ein Lied schreiben. In
deutscher Sprache, damit alle es verstehen können.
Dem
Teufel ich gefangen lag,
Im Tod war ich verloren,
Mein Sünd mich quälet Nacht und Tag,
Darin ich war geboren;
Ich fiel auch immer tiefer drein,
Es war kein Guts am Leben mein,
Die Sünd hat mich besessen.
Mein
gute Werk, die galten nicht,
Es war mit ihn verdorben,
Der frei Will hasset Gotts Gericht,
er war zum Gut erstorben.
Die Angst mich zu verzweifeln treib,
Daß nichts denn Sterben bei mir bleib,
Zur Höllen mußt ich sinken.“
Wir singen dieses Lied nachher – nach der Predigt. Martin
Luther wollte mit diesem Lied allen eine „Scheibe abgeben“. Jeder
konnte Strophe um Strophe nachsingen, was ihm zugestoßen ist.
Sein Wunsch war, dass jeder Christ die Angst fallen lassen kann wie
einen alten Mantel. Er selbst hat das auch getan! Er hat die
Mönchskutte ausgezogen.
Das Tor zum Paradies war
dieser unser Predigttext. Ein Satz aus dem Römertext war für
ihn der Schlüssel: 23 sie sind allesamt Sünder und ermangeln
des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, 24 und werden ohne
Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch
Christus Jesus geschehen ist.
Rückwirkend gesehen war Luthers Mönchsleben nichts anderes
als Überheblichkeit, nichts anderes als Selbsterlösung,
nichts anderes als ein Irrtum!
Liebe Gemeinde, wir haben vorhin im Evangelium gehört, dass Jesus
vielen Kranken half. Besonders die bösen Geister trieb er aus. Wir
würden einige dieser Geister heute vielleicht als Depression oder
Existenzangst bezeichnen. Die Frage vorhin war: Was brauche ich
für mein Leben, wovon hätte ich gerne mehr? Vielleicht
Gesundheit? Vielleicht Erfolg? Eine glückliche Familie? Und woher
stammen diese Wünsche?
Der Reformationstag sagt: Jesus Christus ist unser Arzt, der Herr
über unser Leben und Erlöser. Lassen wir uns nicht von anderen Mächten treiben.
Christus lässt jene bösen Geister erst gar nicht zu Wort
kommen: Die Sorgen vor Krankheit und die Ängste um den Erfolg
zerstören das Leben. Sie nehmen uns den Atem. Keine
Gehaltserhöhung oder kein bestandenes Examen sagen etwas über
meine wirkliche Bedeutung. Welche Wünsche ich für mein Leben
habe, das kann mir keiner aufschwatzen, denn ich prüfe die
Angebote im Lichte meines Glaubens.
„Er half vielen Kranken,
die mit mancherlei gebrechen beladen waren, und trieb viele böse
Geister aus und ließ die Geister nicht reden; denn sie kannten
ihn.“
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft,
bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
|
.
|
Predigt
- Unbefugte
Obrigkeit (Mt 22,15-22) 18.09.11 Pfr. Zillmann
(Auszug)
"Gebt
dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist …"
Liebe Gemeinde,
Bei Wahlen geht es mir manchmal so, dass ich nicht weiß, welcher
Partei ich meine Stimme geben soll. An jeder Partei ist etwas, das mir
nicht gefällt. Vielleicht kann Statistik weiterhelfen.
Die Mehrheit unserer Bevölkerung glaubt an Gott und vertritt
christliche Werte, zwanzig Prozent sind für die Nutzung der
Atomenergie, zehn Prozent sind schwul und weitere zehn Prozent der
Menschen wollen den alten Kaiser Wilhelm wieder haben.
Für jede dieser Lebensäußerungen ließe sich eine
passende politische Kraft finden. Statistisch unsinnig ist es wohl,
eine Partei zu suchen, die ein kaiserliches Atomkraftwerk bauen will,
in dem nur schwule Christen arbeiten dürfen.
An diesem simplen Beispiel wird klar, dass wir alle große
Individualisten sind, die nur schwer einen gemeinsamen Nenner finden
können.
Umgekehrt
ist es auch interessant. Gut 80% der Deutschen lehnen den
Islam ab. Es gibt aber keine nennenswerte Partei, die dieses Problem
entsprechend aufgreift. Und denkt man an drei der beliebtesten
Politiker des vergangenen Jahres, Joachim Gauck, Thilo Sarrazin und
Freiherr von Gutenberg, dann fragt man sich, ob unsere Obrigkeit noch
befugt ist zu herrschen?
Vom einfachen Volk werden diese Drei geliebt
und von der politischen Klasse gehasst. Verdruss kommt deshalb bei
vielen auf. Da könnte man ja gleich Würfel benutzen.
"Gebt dem Kaiser, was des
Kaisers ist und Gott, was Gottes ist …" Jesus wurde mal
gefragt, ob man die weltlichen Herrscher überhaupt als
Autorität anerkennen und Steuern zahlen soll. Er hat dies bejaht,
zugleich aber auch deutlich gemacht, dass es noch andere Dinge zwischen
Himmel und Erde gibt, die wichtig sind, wichtiger als alles Gezänk
und Gier nach Macht.
Auch wenn viele das oft zu spät bemerken: Gottesherrschaft hat
letztendlich mehr Einfluss auf unser Leben, als Menschenherrschaft es
je vermag. Insofern ist diese Einsicht ein Trost und relativiert die
Bedeutung von Politik und die Bedeutung von so vielen
Wahlergebnissen.
Ihr Pfarrer Zillmann
|
.
|
Predigt
- Das Programm
Gottes (Mk 4,26-29) 27.02.11 Pfr. Zillmann
Inhalt: Reich Gottes, Programmablauf, Saat, Ernte
26 Zu den versammelten
Menschen sagte
Jesus:
»Mit der neuen Welt Gottes ist es
wie
mit dem Bauern und seiner Saat: Hat er gesät,
27 so geht er nach Hause, legt sich
nachts
schlafen, steht morgens wieder auf - und das viele Tage lang.
Inzwischen geht die Saat auf und
wächst;
der Bauer weiß nicht wie.
28 Ganz von selbst läßt der
Boden
die Pflanzen wachsen und Frucht bringen. Zuerst kommen die Halme, dann
bilden sich die Ähren, und schließlich füllen sie sich
mit Körnern.
29 Sobald das Korn reif ist, schickt der
Bauer
die Schnitter, denn es ist Zeit zum Ernten.«
Liebe Gemeinde, wissen Sie, was ein Programm
ist?
Kennen sie
die sinnvolle Bedeutung eines Programms. - Am Fernsehen möchte ich
das einmal verdeutlichen. Mit einem Fernsehgerät, das wissen
sie,
kann man eine Menge Zeit vertrödeln. Abends wiederholt sich das
oftmals,
daß man dasitzt, auf den Programmtasten herumdrückt und
nicht
so recht weiß, was eigentlich kommt. Manchmal weiß man auch
nicht, was man sehen will. Einen lustigen Film, oder was gruseliges,
eine
Unterhaltung oder Sportberichte. Und so sagt man dann: Schalt doch
mal
an. Vielleicht kommt etwas.Man läßt sich
überraschen.
Gut beraten ist man, wenn man vorher das Programm kennt.
Dazu
gibt es Programmzeitschriften.
Aber die glücklichen Zeiten sind vorbei, wo es nur 3, 4, 5
Programme
gab. Mir geht es dann immer so, daß, wenn ich alle 33 Programme
studiert
habe, nicht mehr weiß, was auf dem ersten gesendet wird. Mir
fehlt
einfach der Überblick. und ein Vergleich fällt dann besonders
schwer und so schaltet man an und drückt wild auf den Tasten
herum.
Zappen mit der Fernbedienung heißt der Fachausdruck. 33 hoch 33
runter.
Nichts drin. Um ins Bett zu gehen, ist es noch zu früh, aber um
etwas
anderes zu machen, ist man schon zu abgespannt. Also noch mal 33 hoch
33
runter. Jetzt muß man sich aber festlegen und guckt also eine 3/4
Stunde irgendetwas, inklusive 15 Minuten Werbung. Nach dieser Zeit geht
es wieder los 33 hoch 33 runter. Halt da läuft was Gutes, hat aber
leider schon angefangen, nach einer halben Stunde ist der Film aus und
man schaltet wieder um. So kann es kommen, daß man an einem Abend
an mehreren Spielfilmen, Unterhaltungssendungen und Talkshows beteiligt
war. Hundemüde ägert man sich und geht ins Bett.
Wie gesagt, ein gutes ein sinvolles Programm könnte
hier
etwas
helfen. Und was ich jetzt am Beispiel des Fernsehens deutlich gemacht
habe,
ist auch typisch für viele Verhaltensweisen bei uns Menschen im
einzelnen
und in der Gesellschaft, im ganzen Leben also. Man weiß nicht,
was
kommt und was man tun soll und so engagiert man sich mal hier und mal
dort.
Ein Programm ist gefragt. Das Wort Programm ist somit zu einem fast magischen
Wort geworden. Überall kommt es vor. Es gibt
Veranstaltungsprogramme
und Theaterprogramme. Es gibt Parteiprogramme und programmatische
Reden.
Computer werden programmiert und selbst der Beruf eines Programmierers
wäre nicht mehr wegzudenken.
Alles läuft nach einem Plan,
nach
einem Programm ab, eingebettet dann vielleicht in große
Wirtschaftspläne.
Da soll das Programm verwirklicht werden. Der Mensch will bescheid
wissen,
was kommt und was zu tun ist. Und das ist auch der ursprüngliche
Sinn
dieses Wortes. Programm heißt: öffentliche Bekanntmachung,
etwas
bekannt machen, damit alle Bescheid wissen.
Es ist natürlich klar, wenn alle vom Programm
reden, dann
will
ich mich als Pfarrer nicht ausschließen und noch eins
hinzufügen:
Das Programm Gottes - ganz einfach und schlicht das Programm Gottes.
Einen Programmsprecher haben wir hier auch. Er heißt Jesus
Chritsus
und seine Ansagen sind aufgeschrieben in der Bibel. Das Programm Gottes
- ein Programm für Gottes neue Welt. Daß es hierbei nicht um
ein Wort zum Sonntag gehen kann, eingerahmt von Krimi und
Wildwestromantik,
muß all denen deutlich sein, die ab und zu in dem Programmbuch
Bibel
reingeschaut haben. Es ist nämlich kein Programm zum zuschauen,
keine
erbauliche Unterhaltung für 5 Minuten und auch keine
Freizeitbeschäftigung.
Eher ist es schon, um mal im Bild zu bleiben, ein dramatisches
Theaterstück,
in dem wir aktiv mitzuspielen haben.
Jesus hat das Programmziel
angesagt.
Ändert euren Sinn, kehrt um, denn das Reich Gottes ist
nahe
herbeigekommen. Und den Weg zu diesem Programmziel finden wir in seinem
Leben und in seinen Gleichnissen. Eines von diesen Gleichnissen ist der
heutige Predigttext. Da heißt es bei Markus, und den möchte
ich noch einmal vorlesen, damit wir vom Fernsehen etwas wegkommen:
Zu den Menschen sagte Jesus:
»Mit der neuen Welt Gottes
ist es
wie
mit dem Bauern und seiner Saat: Hat er gesät, so geht er nach
Hause,
legt sich nachts schlafen, steht morgens wieder auf - und das viele
Tage
lang.
Inzwischen geht die Saat auf und
wächst;
der Bauer weiß nicht wie. Ganz von selbst läßt der
Boden
die Pflanzen wachsen und Frucht bringen. Zuerst kommen die Halme, dann
bilden sich die Ähren, und schließlich füllen sie sich
mit Körnern.
Sobald das Korn reif ist, schickt
der
Bauer
die Schnitter, denn es ist Zeit zum Ernten.«
Dies ist ein ganz einfacher und schlichter Programmweg.
Wir
sollen hier
nichts komplizierter machen, als es ist. In einer Bibel fand ich eine
interessante
Überschrift über diese Stelle. Da steht: Der Bauer, der
Bescheid
weiß 2x Wir haben in unserer heutigen aufgeklärten
Zeit andere Vorstellungen von biologischen Wachstumsprozessen. Was
Jesus
da so schlicht dahingesagt hat, würden wir heute nur mit einem
ausgeklügelten
Computer Programm schildern können, vollgestopft mit
ökonomischen,
ökologischen und chemisch, biologischen Prozeßabläufen.
Erst dann könnten wir über allem die Überschrift setzen:
der Biogenetiker der Bescheid weiß.
Aber zwischen einem
Computerprogramm
und einem Bauern, der Bescheid weiß, gibt's einen großen
Unterschied.
Ein Computer hat keine Hoffnung - ein Mensch dagegen schon. Ein
Mensch
hat Hoffnung. Und das meint diese Überschrift, über dem
Programm
Gottes. Wir wissen, daß es gelingen wird, wir sollten
zuversichtlich
in die Zukunft schauen. wo gesät wurde, da wird auch geerntet.
Bei der Auslegung dieses Gleichnisses sind der Phantasie
keine
Grenzen
gesetzt und ich möchte sie mit den vielen Möglichkeiten, die
sich zum Teil widersprechen, nicht behelligen. Aber eins gilt es
festzuhalten:
Wo gesät wird, da wird auch geerntet. Und wenn's mal nicht klappt,
dann wird wieder gesät, denn wir wissen. Das Wachsen, das Wachsen
ist immer da. Es liegt in den Dingen drin und das ist unsere Hoffnung.
Wir kennen nicht die genauen Abläufe, weder die Sprünge in
den
biologischen Prozessen, noch Gottes Wege mit jedem einzelnen von uns.
Aber
das Ziel ist klar: Gottes neue Welt im Himmel und auf Erden.
Ich hab ja nun keine Ahnung von Landwirtschaft.
Als es
das erstemal
im Garten ans Sähen ging, da habe ich gedacht: Ein gutes
Gartenbuch,
peinlich genau alles einhalten und nichts kann schief gehen. Mit
Fleiß
und Gewissenhaftigkeit ging es an die Arbeit. Zollstock, Keimproben,
Säuregehalt
des Bodens und all so ein Quatsch. In dem Buch stand natürlich
nicht
drin, wie die Pflanzen aussehen, wenn sie gerade die ersten Keimblätter
gezeigt haben. Jeden Tag schaute ich nach, um den kleinen
Pflänzchen
die nötige Hilfe zu geben, wenn sie sich blicken lassen. Nun aber
ließ sich alles mögliche blicken und in meinem peinlichen
Eifer
habe ich beim Unkrauthacken einiges verwechselt. Der Erfolg war
deprimierend.
mein Fleiß kehrte sich in Faulheit um.
Mit dem Programm Gottes passiert so etwas auch
häufig. Man
meint, wenn man sich nur peinlichst genau an die Bibel hält, dann
wird schon nichts schief gehen. Aber in der Bibel steht viel
Nebensächliches
und manches auch überhaupt nicht drin. Und wenn wir die Bibel beim
Reich Gottes wie ein praktisches Gartenbuch betrachten, dann ist die
Mißernte
vorprogrammiert. Vieles wissen wir nicht, weder in der Natur noch bei
dem
Weg zu Gottes Reich Vieles können wir falsch machen, es
läßt
sich nicht alles berechnen und beschreiben. und was von der Natur gilt,
das gilt von Gottes Reich erst recht.
Aber trotzdem, und daran müssen wir festhalten, wir
wissen Bescheid,
wo es hinzugehen hat. Wir sollten gelassen und zuversichtlich sein,
aber
gleichzeitig nicht vergessen: Da läuft kein Fernsehprogramm, da
geht
es nicht um Unterhaltung und Amüsement und wenn's uns mal nicht
paßt,
dann schalten wir einfach um oder ab. Beim Reich Gottes geht's um unser
Leben und das nicht nur Sonntags, sondern alltäglich in der
Familie,
am Arbeitsplatz in der Schule und in unserer Gesellschaft.
Deshalb sollten wir auch so zuversichtlich in die Zukunft
blicken,
wie der Bauer in Jesu Gleichnis. Er hat seine Arbeit gemacht, wenn es
Zeit
dafür war und er hat auch geschlafen und Ruhe gefunden, weil er
wußte,
es wächst auch ohne ihn weiter.
Aber wie gesagt, wir sollten nicht so viel in diese
Geschichte
hineinlegen,
sonst wird sie noch schief. Einfach: Es wurde gesät und es gibt
das
Wachsen. Und dieses Wachsen zum Reich Gottes, daß jetzt
noch
vielleicht wie ein kleines Pflänzchen ist, dieses Wachsen ist
genau
so sicher, wie jeden Tag die Sonne auf und untergeht. Und sie geht auf
und unter, auch wenn den ganzen Tag dicke Wolken davor sind, und sie
geht
genau so auf und unter, auch wenn wir mal im tiefsten Keiler
unseres
Lebens sitzen. und absolut nichts mehr sehen wollen. Jesus Christus hat
die Saat gelegt und er legt sie immer wieder neu, Wir wissen nicht
genau,
was da vor sich geht, aber wir kennen das Wachsen und wir wollen
an das Ziel glauben. Das Reich Gottes im Himmel und auf der Erde. Ein
Programm für eine neue Welt.
Liebe Gemeinde, um das abschließend zu sagen: Es
liegt
an jedem
einzelnen, ob er zuschauen oder mitmachen will. Aber ein besseres
Programm
kann ich in dieser Welt nicht entdecken und deshalb auch nicht
empfehlen.
Die anderen Programme sind alle Pleite gegangen. Gewiß auch wir
haben
mal schlechte Sendezeiten, aber um es mal negativ zu sagen, wenn die
anderen
Programme noch schlechter sind, als Gottes Programm erscheint, dann ist
Gottes Programm wieder das Beste, und das ist meine Hoffnung für
die
Zukunft.
AMEN.
|
.
|
Predigt
- Das
Böse überwinden (Röm 12,21) 02.01.11 Pfr. Zillmann
(Auszug)
Lass
dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das
Böse mit Gutem.
Dieser Spruch aus unserer Bibel ist einfach zu verstehen. Die
Übertragung ins Leben ist aber schwer. Wir verhalten uns oftmals
genau entgegengesetzt und das haben wir schon früh gelernt.
Zwei Kinder spielen im Sandkasten. Nach einiger Zeit fangen sie an zu
streiten. Eine Ursache scheint es nicht zu geben, aber der Ton wird
immer hässlicher. Dem jüngeren Kind gehen bald die Schimpfwörter zur Neige, dem
älteren, weil sprachgewandter und erfahrener, fallen dagegen immer
mehr ein.
Wut kommt hoch und das jüngere Kind fängt an mit Sand zu
werfen. Die Kuchenformen fliegen bald hinterher und als es
sich erhebt und mit dem Spaten bewaffnet zum Angriff
übergeht, fängt das ältere Kind an zu weinen und rennt
zu seiner Mutter. "Na nun wein doch
nicht." tröstet sie. "Du
musst dich doch wehren, du kannst dir doch nicht alles gefallen lassen!"
Die Mutter des jüngeren Kindes, die ebenfalls auf der Bank sitzt,
findet diese Ansicht gar nicht gut. "So
geht das aber nicht!" braust sie auf und schnell geraten die
Erwachsenen aneinander.
Liebe Lesergemeinde, eine typische Geschichte, die alle Probleme
enthält, die das Leben so mit sich bringt. Ob im Kleinen oder
Großen, im zwischenmenschlichen Bereich oder auf der hohen
politischen Ebene, man kann scheinbar nicht in Frieden leben, wenn der
sogenannte böse Nachbar es nicht will. Ethische Normen und
moralische Regeln geraten in Vergessenheit, sobald Ohnmacht und Wut,
Verblendung und Hetze Hand in Hand gehen. Die eine Hälfte der
täglichen Nachrichten sind mit Krieg und Terror und die andere mit
gegenseitigen Schuldzuweisungen von Politikern gefüllt. Die
Aktualität des Spruches zeigt sich nur zu deutlich.
Wie geht es aber nun? Einfach biblische Sprüche zitieren? Ja
und nein - könnte man sagen. Manchmal heizen sie den Konflikt an. "Auge um Auge und Zahn um Zahn" Diese
alte Vergeltungsstrategie war als Spielregel für
Stammesfürsten im Wüstensand hilfreich, für
Kaiserreiche, Staaten und Nationen ist sie meistens untauglich. Diese
bittere Erfahrung haben wir in vielen Kriegen der letzten Jahrhunderte
machen können.
Andererseits sind biblische Sprüche auch ständige Mahnung,
das Handeln und Tun der Menschen in Frage zu stellen. Und so machen sie
schon einen Sinn, können sogar ein Segen sein.
Überwinde das Böse mit Gutem, sagt der Apostel Paulus, das
gelingt selten, aber gesegnet sind die, denen es gelingt und sie werden
für andere ein Segen sein. Es gibt nicht nur eine Spirale der
Gewalt sondern auch eine Spirale der
guten Taten. Die Bibel will uns daran erinnern.
Ihr Pfr. Zillmann
|
Ev.Kirche Am Seggeluchbecken in
Berlin-Reinickendorf
Pfarrer Peter Zillmann, 13435
Berlin-Märkisches
Viertel, Finsterwalderstr. 68
|