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 Religionsunterricht 

Inhalt

Religionsunterricht im Kirchenkreis  Berlin - Reinickendorf
Beitrag von Irmgard Engelland gehalten auf der Kreissynode im März 2003

1. Erinnerung und Erfahrung 
2. Grundsätzliches 
3. Aus dem Schulalltag (Erwartungen, Situation, Chancen)
4. Zur Personal- und Schulsituation sowie zur Statistik 
5. missionarisches Handeln  

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1.  Erinnerungen und Erfahrung
 

Sehr geehrte Synodale,
Liebe Brüder und Schwestern,

Es ist mehr als 20 Jahre her, dass sich die Kreissynode Reinickendorf den Religionsunterricht zum Hauptthema gemacht hat, es war am 21. Nov. 1981, damals tagten wir im Gemeindehaus, Eisenhammer Weg, am Tegeler See.
Und so möchte ich einleitend zurückgreifen auf Erinnerung und Erfahrung:

Jeder – Jede hier im Raum hat, so denke ich, seine ganz persönlichen und sehr unterschiedlichen Erfahrungen mit dem Religionsunterricht:

- da ist sicher als erstes die Erinnerung an die eigene Schulzeit – wenn sie auch schon länger zurückliegt –  dennoch ist u. U. die eine oder andere Einzelheit im Gedächtnis aufbewahrt ...
- da ist all das, was Ihre Kinder oder Ihre Enkelkinder sowie Kinder und Jugendliche aus Ihrem Bekannten- und Verwandtenkreis über den Religionsunterricht und vor allem über den Religionslehrer oder die Religionslehrerin – vormals: von der "Katechetin" – erzählen . . .
- da sind die zufälligen sowie die geplanten Gespräche über den Religionsunterricht, über den Religionslehrer, die Lehrerin, bei Elternversammlungen und Elternsprechtagen in den Schulen, bei Begegnungen auf der Straße, bei Gesprächen über den Gartenzaun hinweg …
- und, da ist all das, was Konfirmanden, Eltern und Familienangehörige ihrem Pfarrer vom Religionsunterricht erzählen,
- da sind einige wenige unter uns, die selber Religionsunterricht erteilen oder durch ein Familienmitglied diesen Bereich kirchlicher Arbeit näher kennen,
- und schließlich sind da unsere Gemeindepfarrer, die aufgrund der sog. "Pfarrerverpflichtung" wöchentlich zwei Stunden Religionsunterricht - oder sogar auch mehr, erteilen oder erteilt haben.
Könnte sich jetzt jeder spontan äußern so käme mit Sicherheit eine Menge an kritischen Fragen und Bemerkungen zur Sprache. Aber vor solchen spontanen Äußerungen möchte ich einiges zu bedenken geben, was uns, die wir in der Schule von heute arbeiten, wesentlich erscheint.

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2.  Grundsätzliches
 

- Ev. Religionsunterricht wird im Auftrag der EKiBB erteilt und nicht nur personell, sondern auch inhaltlich von der Kirche verantwortet, Rahmenpläne werden von der Kirche entwickelt und erlassen, Lernmittel allein von ihr zugelassen.

- Ich zitiere aus den "Grundsätzen für den evangelischen Religionsunterricht vom  24.2.1987":

"Als  Unterricht in der Schule will auch der Religionsunterricht Kenntnisse und Fertigkeiten vermitteln, existentielle und ethische Probleme aufnehmen und bearbeiten und Urteils- und Deutungsfähigkeit entwickeln. Er bezieht dabei altersgemäße Formen des Musizierens, Gestaltens, Spielens und Feierns ein und fördert kreative Fähigkeiten." Der diakonische Auftrag der Kirche wird aufgenommen, indem einzelnen oder der Lerngruppe Beratung, Begleitung und Gemeinschaft des christlichen Glaubens angeboten wird, wozu die Zusammenarbeit mit den Gemeinden und Werken der Kirche unumstritten erforderlich ist. "Die Kirche als Verantwortliche für den RU" ist somit "unmittelbarer Erziehungspartner der Schule" und leistet damit "einen eigenen Beitrag zur Erziehung und Bildung in der Berliner Schule", wie sie als Aufgabe der Schule in § 1 des derzeit noch gültigen Schulgesetzes beschrieben wird.
- Und ich zitiere aus den Grundsätzen für den Ev. RU vom 16. Nov. 2002:
"Wie jeder Unterricht ist Religionsunterricht an Zielen orientiert: 'Evangelischer RU führt zur Begegnung und Auseinandersetzung mit  der biblischen Deutung von Leben und Welt und dem in  den Kirchen gelebten und gelehrten Glauben;  RU bedenkt auch Deutungen und die Weltsicht anderer Religionen und Weltanschauungen. Dadurch sollen eigene Überzeugungen der Schülerinnen und Schüler  wachsen und Lebensorientierung entstehen. . . Insgesamt zielen die Lehr- und Lernprozesse im RU auf vertiefendes  Wahrnehmen und Verstehen, auf die Fähigkeit, Inhalte in Zusammenhänge einordnen zu können, auf ein  selbständiges religiöses und ethisches Urteilsvermögen,  auf Toleranz und Verständnisbereitschaft sowie auf  verantwortungsvolles Verhalten und Handeln."


- Wo die Situation es ermöglicht, kommt es zu gemeinsamen Lernprozessen, bei denen Schüler und Lehrer voneinander lernen. Selbstverständliche Voraussetzung dabei ist, dass Schüler und Lehrer sich mit ihren Fragen und Antworten ganz persönlich, d.h. offen und ehrlich einbringen und dass der Religionslehrer ständig nach seiner Einstellung und Überzeugung befragt wird und sich befragen lässt, wenn sein Unterricht glaubwürdig sein soll. Von daher kann ein Religionsunterricht, wie wir ihn verstehen, nicht wertneutral  – als Religionskunde – erteilt werden.

- Die Auswahl der Themen und Fragestellungen wird sowohl von den Schülern als auch von dem schulischen Ort mitbestimmt, d.h. dass sie sich nicht allein von der Bibel, den kirchlichen Überlieferungen und theologischen Maßstäben her ergeben, sondern auch aus dem Aufgreifen existentieller Fragen, aus der Auseinandersetzung mit naturwissenschaftlichem Denken sowie aus der Auseinandersetzung mit anderen Religionen und Ideologien unserer Zeit. In diesem Sinne ist der RU ein vorwiegend dialogisch geprägter Unterricht, der jedoch auch die Dimension der Seelsorge und Fürsorge, der Beratung und Begleitung, das Angebot von Gemeinschaft und von gemeinsamer Glaubenserfahrung einschließt.

- Wichtig erscheint uns in diesem Zusammenhang, dass der RU von den Schülern als ein freies Angebot erfahren wird, das zur Mündigkeit führen möchte, jede Form einer Gesetzlichkeit, des Aufzwingens einer Glaubenseinstellung muss um der Glaubwürdigkeit vermieden werden. Schüler brauchen ihren eigenen Entscheidungsspielraum, wir können ihnen nur an bestimmten Punkten deutlich machen: "Ich verstehe und beantworte diese Frage für mich so, Ihr müsst euren eigenen Weg finden mit dem, was ihr gehört, gesehen und verstanden habt."

- Zum Ev. RU wird unabhängig von der Konfessions- oder Religionszugehörigkeit eingeladen; er "ist offen für alle Schülerinnen und Schüler" und in der Tat liegt die Teilnahme am RU meist deutlich über der Kirchenmitgliedschaft.

- Die Religionslehrer und –lehrerinnen erweitern ihre Unterrichtsarbeit durch vielfältige schulische und außerschulische Angebote, die den Kindern und Jugendlichen Begleitung über den Unterricht hinaus anbieten und das Interesse am Religionsunterricht wach halten. Solche Arbeitsgemeinschaften und Projekte, Exkursionen und Freizeiten bereichern oft das Schulleben.

- Religionslehrer, als Mitarbeiter der Kirche in der Schule, erteilen nicht nur wöchentlich 2 x 45 Min. ihren Unterricht, sondern sind in ihren Schulen – im Kollegium, d.h. für Schulleiter, Lehrer, Eltern und für die Schule Verantwortlichen – Ansprechpartner und Fachmann bzw. Fachfrau für kirchenpolitische oder theologische Tagesfragen und häufig geschieht es, dass von ihnen Stellungnahmen zu aktuellen Fragen erwartet werden oder sie sind "Ablagestelle" für Kritik an kirchlichen Amtsträgern und deren Verlautbarungen – ohne konfessionelle Unterscheidung.

- Wer als kirchlicher Mitarbeiter so auf sich gestellt in einer nicht-kirchlichen Umgebung arbeitet, kennt die Begrenztheit seiner Kräfte und Möglichkeiten. Er weiß um die verpassten Chancen des Gesprächs, um die fehlende Geistesgegenwart in manchen Situationen. Er kennt das Leiden an der eigenen Sprachlosigkeit und eigenen Glaubenszweifeln, er kennt die bedrückende Erfahrung des fehlenden Durchblicks, der fehlenden Einsicht und er kennt die Teilhabe an den großen Ängsten unserer Zeit, an Mutlosigkeit und Resignation.

- Aber er kennt auch die Erfahrung der Stärkung, des Aufgerichtetwerdens wie sie dem Propheten Elia unter dem Wachholderstrauch widerfuhr: "Steh auf und iss, - du hast einen weiten Weg vor dir" (1. Kg. 19, 5 und 7).

- Seit mehr als 12 Jahren wirbt die Kirche für die Einführung eines Unterrichtsfaches Ethik/Philosophie und für einen islamischen RU, damit die Schülerinnen und Schüler, die vom christlichen RU nicht erreicht werden können, ein entsprechendes Bildungsangebot haben. In diesem Zusammenhang soll der RU schulrechtlich in eine sog. "Fächergruppe" eingebunden werden, also mit mehreren gleichberechtigten und gleichrangigen sowie zusammenarbeitenden Unterrichtsfächern religiöser, philosophisch-ethischer und weltanschaulicher Bildung. Welches  dieser wertevermittelnden Unterrichtsfächer dann gewählt wird, können bzw. müssen Eltern, und vom 14. Lebensjahr an die Jugendlichen, selber entscheiden. Das würde die authentische Beschäftigung mit Religionen und Weltanschauungen im Bildungsprozess sichern und zugleich der religiösen und weltanschaulichen Pluralität in Berlin gerecht werden.

Und ich darf an dieser Stelle sagen, dass eine solche Wahlpflichtregelung dem Wunsch aller meiner Kollegen und Kolleginnen entspricht und möchte sogleich deren Bitte an Sie, sehr geehrte Synodale, hinzufügen, wann immer Sie die Möglichkeit haben – in der Öffentlichkeit, bei Elternversammlungen, in den Schulen, im Gespräch mit Schulleitern oder auch mit Politikern – darauf hinzuwirken, damit eine solche Regelung zustande kommt.

Im übrigen ist dieser Wunsch nach Veränderung des sog. "Berliner Modells" hier nicht neu; bereits im November  1990 hatten meine Mitarbeiter anlässlich des Konvents eine Resolution verabschiedet und die Bitte an die Kirchenleitung gerichtet, den Religionsunterricht entsprechend dem GG Art. 7.3  als "ordentliches Lehrfach" in Berlin einzurichten.

Schließlich ist Berlin das einzige Bundesland, in dem Religionsunterricht kein "ordentliches" Unterrichtsfach an öffentlichen Schulen ist. Um das bisherige Festhalten an der Sondersituation des Religionsunterrichts in Berlin zu kennzeichnen, zitiere ich einen Kritiker: Die Politik in Berlin wirke diesbezüglich auf ihn, "wie ein Geisterfahrer auf der Autobahn, der meine, alle anderen würden in der falschen Richtung fahren".

Gerade Religionsunterricht und Philosophie haben viele gemeinsame Fragestellungen, beispielsweise: Wer bin ich, was soll ich sein und was wird aus mir? Woran kann ich mich orientieren? Welche Werte und Normen erkenne ich an? Was gehört dazu, dass das Leben sinnvoll wird? Was muss ich hinnehmen, was können wir verändern? Wie komme ich mit anderen zurecht? Warum ist nicht alles vollkommen? Was ist wahr?

Wenn der Religionsunterricht solche Fragen behandelt, führt er zur Begegnung und Auseinandersetzung mit der biblischen Deutung von Leben und Welt und dem in den Kirchen gelebten und gelehrten Glauben und bedenkt auch die Deutungen und die Weltsicht anderer Religionen  sowie von Weltanschauungen.


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3.  Aus dem Schulalltag
 

- Erwartungen an den Religionsunterricht

Es ist uns bewusst, und mit "uns" meine ich jetzt hier meine Kollegen und Kolleginnen, welch hohe Erwartungen sich mit dem Religionsunterricht verbinden:
o seitens der Eltern und Großeltern . . .
o der Schulleitungen und der Schulkollegen . . .
o der Gemeindepfarrer und Pfarrerinnen sowie der Gemeindeältesten . . .
o und schließlich auch seitens der für den Religionsunterricht Verantwortlichen im Konsistorium.

Am stärksten und unmittelbarsten jedoch empfinden wir die Erwartungen der Schüler an diesen Unterricht, der von ihnen doch als etwas anderes als die übrigen Fächer angesehen und gewertet wird; schließlich konkurriert er ja mit ihrer Freizeit.

Es ist uns aber zugleich auch bewusst, wie begrenzt unsere Möglichkeiten sind, diese vielfältigen Erwartungen zu erfüllen,
o angesichts der wenigen Zeit, die uns wöchentlich zur Verfügung steht,
o angesichts der vielfach völlig kirchenentfremdeten, von den Medien geprägten Welt, in der unsere Schüler aufwachsen, was zunehmend mehr auch das schulische Umfeld betrifft,
o und der Klassen- und Unterrichtssituation, die wir vorfinden, mit allem was an dem jeweiligen Schultag vorausgegangen ist und folgen wird an sportlichen Übungen, geistigen Anforderungen und psychischen Belastungen.


- Unterrichtliche Situation

Maximal 2 x 45 Minuten in der Woche stehen uns zur Verfügung – oft jedoch nur 1 Wochenstunde, die allerdings in der Regel eingeplant in den normalen Stundenplan und nicht ausschließlich als "Randstunde".

Das, was wir unseren Schülern vermitteln möchten, ist der überwiegenden Mehrheit von ihnen völlig fremd. Ihre Lebenswelt, so unterschiedlich und jeweils individuell sie erscheinen mag, ist geprägt von den Massenmedien, von den Signalen und Ansprüchen konkurrierender Verhaltensangebote einer auf Lebensgenuss programmierten Freizeitgesellschaft.

Die Institution Kirche, die kirchliche Gemeinde, selbst das Innere der Kirchengebäude ist den meisten absolut unbekannt.

"Re – Ligion" im Sinne der Rückbindung des eigenen Denkens und Tuns an die Normen einer höheren, das individuelle Leben und die Gegenwart überdauernden göttlichen Instanz, bleibt ihnen unbekannt und fremd. Die christliche Botschaft fehlt im privaten Umfeld, auch in der wie auch immer verfassten Familie, sei sie vollständig oder nicht.

Selbst aus dem gedeihlichen zivilisierten Zusammenleben erwachsene und tradierte Normen und Werte als Maßstäbe für das eigene Tun und Unterlassen bleiben für Viele, vielleicht für die Meisten, unbekannte, bestenfalls altmodische, überholte Nebensächlichkeiten.

In der Schule finden wir, wie alle Lehrer und Erzieher, Klassen und Gruppen vor, die in ihrer Zusammensetzung sehr vielschichtig sind.

In ein- und derselben Klasse unterrichten wir:
o Kinder der verschiedenen Bevölkerungsschichten,
o Kinder aus heilen und zerrütteten Elternhäusern,
o autoritär und nicht autoritär erzogene Kinder,
o Kinder, die in ihrer sozialen Umwelt einen wahren Leidensweg gehen müssen und häufig aufgrund ihrer Erfahrungen verhaltensauffällig oder gestört sind,
o Kinder, die hyperaktiv sind und unter  Wahrnehmungsstörungen leiden, dem sog. Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom  (A-D-S) und nicht ohne Medikamente auskommen können.

Wir unterrichten aber auch
o Einerseits sehr interessierte sowie andererseits völlig gelangweilte oder oft auch "aufmüpfige" Schüler, die eben nicht einsehen, warum sie mit den beiden möglichen Religionsstunden "bestraft" werden, weil sie nicht, wie andere Schüler aus ihrer Klasse, Freizeit genießen dürfen.

Wir unterrichten
o in der Regel ungetaufte aber auch wenige getaufte
Schüler,
o kirchenferne und einige wenige in kirchlicher Tradition aufgewachsene, die nicht selten zu unseren ganz speziellen Sorgenkindern gehören...,
o ausländische Kinder aus aller Herren Länder mit ihren je eigenen religiösen und kulturellen Traditionen.
Und es bedarf schon eines guten pädagogischen Einfühlungsvermögens und einer gründlichen Vorbereitung, einen Religionsunterricht zu erteilen, der diese bunt zusammengewürfelte Gesellschaft wirklich anspricht.


- Chancen

Aber wir sehen auch die große Chance, die uns durch unseren Unterricht in der Schule gegeben ist. Denn schließlich werden damit Kinder und Jugendliche – und darüber hinaus – Menschen, von der Kirche durch ihre Mitarbeiter in einem öffentlichen, eben nicht-kirchlichen Bereich angesprochen und das in einem Umfang und einer Intensität, wie in keinem anderen ihrer Arbeitszweige.

Und insbesondere dort, wo das Leben in der Familie zu wenig oder gar nicht von christlichen Werten und Traditionen bestimmt wird und keine christlichen Vorbilder gegeben werden, kommt dem RU in der Schule eine um so größere Bedeutung zu. Eine Bedeutung, der nicht nur mit Worten gerecht zu werden ist, sondern insbesondere auch im Umgang miteinander Ausdruck gegeben werden sollte. Hier ist also nicht nur die Pädagogenrolle gefragt, vielmehr muss der Religionslehrer / -lehrerin die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen mit all ihren Bedrängnissen und Nöten in die Unterrichtspraxis dialogisch einbeziehen.



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4.   Zur Personal- und Schulsituation sowie zur Statistik
 

Wie Sie aus dem schriftlich vorliegenden Bericht entnehmen können, unterrichten wir an 59 Reinickendorfer Schulen regelmäßig Woche um Woche 12.300 Kinder und Jugendliche. Und darunter sind die meisten, die mit der Kirche nur in der Schule durch die Arbeit der Religionslehrer und Religionslehrerinnen in Berührung kommen.

Dabei wird der Religionsunterricht nicht nur von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen erteilt, die an kirchlichen Ausbildungsstätten ausgebildet wurden – IKD, PTI und EFB – sondern auch von staatlichen Lehrern und Studienräten mit Religionsfakultas, sowohl im kirchlichen, als auch im staatlichen Dienst sowie von Theologen mit 1. oder auch 2. Examen und Pfarrern und Pfarrerinnen in den Gemeinden im Rahmen der sog. Pfarrerverpflichtung.

13 unserer 73 Mitarbeiter unterrichten z.Zt. an 2 Schulen, davon
3 an verschiedenen Schultypen (G + OR sowie OH + OR),
1 Mitarbeiter unterrichtet an einer O/OG u. OR sowie einem OG.
Diese Arbeit an zwei oder sogar drei Schulen ist für jeden Mitarbeiter eine zusätzliche Belastung an Zeit und Kraft und verlangt ein hohes Maß an Flexibilität und Einfühlungsvermögen.

6 Mitarbeiter sind an einem bzw. mehreren Wochentagen als Krankenvertreter tätig mit insgesamt 37 Wochenstunden; das sind gerade mal 0,23% (bei einem derzeitigen Krankenstand von 20%).
Das Durchschnittsalter unserer Mitarbeiter liegt bei 48,5 Jahren; die beiden ältesten sind bzw. werden in diesem Jahr 62 und die jüngste Mitarbeiterin ist 26 Jahre alt.

Die Teilnahme am evangelischen Religionsunterricht in unseren Reinickendorfer Schulen liegt weit über dem Berliner Durchschnitt. In Reinickendorf sind die Gruppengrößen d.h. die Teilnehmerzahlen im Durchschnitt:

in den Grundschulen 16,2;  (zu 12,5 in Berlin),
in den Sonderschulen 7,3;  (zu   6,4),
in den Hauptschulen 9,4;  (zu   9,2),
    aufgeschlüsselt nach Klassenstufen:   7. + 8.  =  8,9  und  9. + 10.  =  11,0;
in den Realschulen 11,6;  (zu ebenfalls 11,6),
    aufgeschlüsselt nach Klassenstufen:   7. + 8.  = 11,8  und 9. + 10.  =  11,1;
in den Gymnasien 13,1;  (zu  10,8),
    aufgeschlüsselt nach Klassenstufen:    5. + 6.  = 15,3;  7. + 8.  = 15,1;  9.+ 10.  = 11,4
    und   11. – 13.  = 6,6;
in den Gesamtschulen 14,9;  (zu 9,4),
    aufgeschlüsselt nach Klassenstufen:    7. + 8.  = 16,3;  9. + 10.  = 10,0
    und   11. – 13.  = 8,0.
Als ein Fazit dieses Zahlenspiegels lässt sich festhalten, dass der Religionsunterricht in Reinickendorf in höherem Maße von den Eltern und Schülern wahrgenommen wird, als in den meisten anderen Berliner Bezirken.

Hinzufügen möchte ich, dass es in der Oberstufe der Gymnasien und der Gesamtschulen selbst sehr interessierten und bereitwilligen Schülern wegen der äußerst komplizierten Stundenplangestaltung oft nicht möglich ist, am RU teilzunehmen.

An sieben Grundschulen sowie an zwei Gymnasien wird das Fach Lebenskunde vom Humanistischen Verband unterrichtet.

An vier Oberschulen  -zwei Hauptschulen, einer Realschule und einem Gymnasium-  findet der sog. "Schulversuch" statt, an zwei der Schulen bereits seit 10 Jahren. Hier wird das Unterrichtsfach "Ethik/Philosophie" erteilt, ein schulisches Unterrichtsangebot neben dem Religionsunterricht. Bei der Anmeldung für diese Oberschulen wird wie bisher gefragt, ob ein Schüler oder eine Schülerin am Religionsunterricht (evangelisch oder katholisch) teilnimmt. Wenn nicht, wird die Teilnahme an Ethik/Philosophie empfohlen. Theoretisch wäre bei der Entscheidung immer noch die Alternative Freizeit zu wählen, jedoch wird in der Praxis an unseren Schulen diese Möglichkeit verwehrt.

Überwiegend haben wir, dank der Bemühungen der Stundenplaner in den Schulen, gute Stundenpläne trotz zum Teil großer technischer Schwierigkeiten z. B. durch
- Teilungsstunden und Fördermaßnahmen,
- Unterricht an zwei (und mehr) Schulen,
- Kurssystem in den Oberschulen,
- Kombination von ev. und kath. RU sowie Lebenskunde,
- Seminartage etc.

In Fortsetzung einer langen guten Tradition findet am 31. März wieder ein Schulleitertreffen statt; dieses Mal wird Kirchenschulrat Rolf Lüpke referieren zum Thema:
"'Sag, wie hältst du's mit der Religion?'
- Religions- und Weltanschauungsunterricht
im Entwurf für ein neues Schulgesetz".

Wenn auch die Teilnahme an diesen Gesprächsrunden nicht mehr so selbstverständlich ist, wie noch vor etwa 10 Jahren, so waren diese doch bisher für unsere Schulleiter vor allem eine willkommene Gelegenheit, sich über ihre regelmäßigen Sitzungen sozusagen "schultypenübergreifend", bei einem Imbiss auszutauschen.


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5.  missionarisches Handeln

Im Einladungstext zu unserer Frühjahrssynode heißt es:
"Auf dem Weg zum missionarischen Handeln hat die Tagung das Schwerpunktthema Religionsunterricht".

- Wenn heute die Gespräche von Synodalen und kirchlichen Mitarbeitern in Gemeinden und Schulen in den Gruppen fortgeführt werden, so erscheint mir wichtig, an folgendes zu erinnern:

1. Wir sind alle – ob als Religionslehrer oder Pfarrer in den Schulen oder als Pfarrer oder Mitarbeiter in den Gemeinden – kirchliche Mitarbeiter der gleichen Kirche von Berlin-Brandenburg.
2. Wir nehmen alle – ob in den Schulen oder in den Gemeinden – eine gemeinsame Verantwortung für die Kinder und Jugendlichen in unserem Bezirk wahr.
3. Wir brauchen in der gegenwärtigen Situation in unserer Stadt - angesichts der dramatischen finanziellen Kürzungen der staatlichen Zuschüsse für den Ev. RU, ausgelöst durch die Haushaltslage des Landes Berlin – dringender denn je das offene Gespräch über unsere Arbeit in der Hoffnung, dass daraus das gegenseitige Verstehen sowie das Verständnis füreinander weiter wachsen möge.

 
Lassen Sie mich nun abschließend das "missionarische Handeln" durch den Religionsunterricht kennzeichnen mit einem Zitat aus einem Brief, den eine Mutter vor einiger Zeit an eine unserer Religionslehrerinnen geschrieben hat:

"6 Jahre haben Sie nun meinen Sohn begleitet. Ich bin froh, dass gerade Sie meinen Philipp miterzogen haben. Ihr Unterricht hat Gefühle und Gedankengänge erwachen und wachsen lassen, die zu den wichtigsten Grundlagen seiner Entwicklung gehören werden. Religion ist ja noch immer ein Fach, in dem der Unterricht vergleichsweise entspannt verlaufen kann. Gerade deshalb habe ich gehofft, dass Sie die Gelegenheit nutzen, Werte zu vermitteln, die in unserem Alltag zu wenig, in sehr lässiger Weise oder auch nur verdeckt angesprochen werden, die aber doch unverzichtbar für unsere Existenz sind. Und dies ist wirklich so eingetroffen..."

     Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


Irmgard Engelland
Beauftragte für Evangelischen Religionsunterrricht im Bezirk Berlin Reinickendorf
E-Mail:    aru-reinickendorf@web.de

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