Hauptseite  Projekte    Hölle                                     PageAutor: Antje Rösler  

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DIE  FRAGE  NACH  DER  HÖLLE

Inhalt

1. Vorwort 
2. Begriffsklärungen zum Thema
3. Definitionen in verschiedenen Lexika
4. Geschichte, Entwicklung und Tradition der Höllenvorstellungen
         4.1. Religionsgeschichtliche Einblicke
         (Die Völker des Alten Orients,   Jüdische, griechische und alte römische Religion )
         4.2. Kirchengeschichtliche und dogmatische Einblicke
         ( Hellenismus und Alte Kirche,  Mittelalter und Reformation,Aufklärung und Neuzeit
         4.3. Zeitgeist
5. Zusammenfassung 
6. Literaturverzeichnis
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Seitenanfang  1. Vorwort

Die Frage nach der Hölle ist ein umfassendes Thema. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, nur exemplarisch, die m.E. wichtigsten Punkte zur Entwicklung der Hölle zu bearbeiten. Das Buch von Herbert Vorgrimler „Die Geschichte der Hölle“ war mir dazu eine große Hilfe und Bereicherung.

Dies ist eine Arbeit im  Rahmen  der  Erweiterten  Fachausbildung/A-Ausbildung am  PTI    Berlin Brandenburg im Seminar:  Theologie/Kirchengeschichte „Fürchte deinen Nächsten wie dich selbst“

Ergänzend dazu ist auch die von Prof. Dr.  Angelika Thol-Hauke zur Verfügung gestellte Arbeit  "Apokalyptik in christlichen Traditionen" zu lesen.

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Seitenanfang   2. Begriffsklärungen zum Thema

> „Hölle, germ., Hel, Unterwelt, dann Strafort“ (Theologisches Fach-und Fremdwörterbuch)
> „Hölle, altnordisch: Hel = hehlen, bergen, verbergen, bezeichnet in der altgermanischen Mythologie das unterirdische Totenreich unter den Wurzeln des Weltenbaumes Yggdrasil. Der Weg dorthin geht durch dunkle Täler und über den Todesfluß, eine Rückkehr ist fast unmöglich. Als der Gedanke aufkam, daß die Heldenhaften und Guten nach Walhalla gelangen, wurde Hel der Strafort für die Bösen, bes. die Lügner und Mörder.“ (RGG, S.401)

> Hel, germ., Bergungsort, Beherrscherin der Totenwelt (Theolog. Fach-und Fremdwörterbuch)
> Walhalla, in der germ. Mythologie Ort der auf dem Schlachtfeld Gefallenen (Theolog. Fach-und Fremdwörterbuch)

> Unterwelt: Dasein nach dem Tode. Diese antike Vorstellung hängt vermutlich mit der Erdbestattung zusammen. (Religionslexikon, S.322)
> Hades, griech., Totenreich, Schattenreich
> Orkus, lat., römisches Totenreich
> Scheol, hebr., Unterwelt; Schattendasein im untersten Stockwerk der Welt, Totenreich als Raum in den Tiefen der Erde (Lexikon zur Bibel):Grube 1.Kön.2,6; Grab Hi 26,6; Tod Hi 24, 19
Weiter im Theolog. Fach-und Fremdwörterbuch:
> Ge(h)enna, hebr., „von ge (ben) hinnom, Tal (der Söhne) Hinnoms, heiße Talschlucht südl. von Jerusalem, nach spätjüd. Glauben Stätte des Jüngsten Gerichts, Hölle“
> Teufel, Beelzebub, hebr., Herr der Fliegen, wohl in der Bedeutung „Mistherr“ (dem die heidnischen Opfer zukommen);
> Belial, hebr., Bosheit, Verderben
> Diabolus, griech., Verleumder
> Satan, hebr. Feind, Widersacher Gottes
>> Satan/Teufel: Das Wort Satan bezeichnet jemanden, der durch (Anklage) anfeindet, verfolgt. So heißt Satan im profanen Bereich der Widersacher, Gegner. Wahrscheinlich stammt der Begriff aus der Rechtssphäre: Satan ist der Ankläger vor Gericht. (Wörterbuch zur Bibel)
> Luzifer, lat., Lichtbringer, Morgenstern (Venus); christl.: der gefallene oberste Lichtengel (Jes.14,12; Lk.10,18)
> Fegefeuer, Purgatorium, lat., Läuterungsort; kath.: Fegefeuer als Stätte der begnadeten, die unabgebüßte Sündenstrafen haben
> Limbus, lat., Rand; kath.: Vorraum der Hölle für die ohne persönliche Schuld vom Himmel Ausgeschlossenen (ungetaufte Kinder...)

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Seitenanfang   3. Definitionen in verschiedenen Lexika

>Die Hölle im Witte: Schülerlexikon von 1973:

„Hölle (weibl.)! meint den Zustand peinigender Gottesferne nach dem Tode, auch ewige Verdammnis genannt... Nach christlicher Überzeugung geht nur derjenige verloren, der sich ganz bewußt von Gott losgesagt hat und in dieser Verfassung stirbt.“

> Die Hölle im Cornelsen - Religionslexikon von 1990:

„Entstanden ist die christliche Vorstellung von der Hölle durch den neutestamentlichen Gerichtsgedanken. Am Ende aller Zeiten, wenn Gott zum Gericht erscheint, werden die Menschen gemäß ihren Taten in gute und böse geteilt. Die Hölle ist in der Interpretation der christl. Kirchen - der Ort größter Gottesferne.“

> Die Hölle im Lexikon zur Bibel

Die Unterwelt gilt als Totenreich bis zum Jüngsten Gericht, danach wird sie Strafort.
Christus ist der Herr über Tote und Lebendige. Am Tage des Gerichts wird dieses Totenreich geleert werden und die Ungerechten erhalten ihren Ort der endgültigen Bestimmung zugewiesen. Die Hölle als Ort oder Reich, indem eine böse Macht herrscht, erscheint nicht in der Bibel.

> Die Hölle im Calwerlexikon

In der spätjüdischen Apokalyptik und im NT ist aus dem Totenreich der jenseitige Strafort geworden, indem die ewig von Gott Getrennten sind. Jesus verwendet die Anschauungen seiner Zeit mit Zurückhaltung,. Es geht aber um ein ewiges Geschick, um Entscheidungen und Gefahren zu Lebzeiten. Mt 25

> Gericht und Hölle im „was ist was“ Weltreligionen

Irgendwann am Ende der Zeit wird es nach christlichen Glauben eine Auferstehung der Toten und ein Gericht geben. Über dieses Jüngstes Gericht gibt es verschiedene Vorstellungen. Eine Vorstellung besagt, daß Gott alle Menschen am Ende zu sich holt; eine andere sagt, daß auch eine ewige Trennung zu Gott ausgesprochen werden kann. Diesen Ort bzw. Zustand nennt man Hölle.

>Hölle in der encarta 99

Die Hölle bezeichnet in verschiedenen Religionen einen Ort oder Zustand, an dem die Seelen der Menschen nach ihrem Tod bestraft werden. Die Existenz einer Hölle wurde abgeleitet vom Prinzip der Gerechtigkeit Gottes.

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Seitenanfang      4. Geschichte, Entwicklung und Tradition der Höllenvorstellungen


4.1. Religionsgeschichtliche Einblicke

Eine der ältesten Glaubensüberlieferungen des Menschen ist die Vorstellung einer in ihm wohnenden Seele. Im Tod verläßt die Seele den Körper und kommt in ein Totenreich, in eine Art Unterwelt, in ein Schattenreich. Furcht vor der Welt, vor Menschen, vor sich selbst; vor Kälte, Feuer und Finsternis. Angst vor Abgründen, vor dem Verborgenen, dem Unerklärlichen. Vor dem Tod. Vor etwas, nach dem Tod. Diese oder ähnliche Vorstellungen sind in fast allen menschlichen Kulturen überliefert.

4.1.1. Die Völker des Alten Orients

Den Völkern des Alten Orients ist die Annahme einer Unterwelt - im Westen -gelegen, gemeinsam. Eine Unterwelt als ein unangenehmer Aufenthaltsort.
> Sumerer und Babylonier glaubten nicht an ein Totengericht. In ihrer Vorstellung gab es in der Unterwelt keine Trennung zwischen Guten und Bösen. Dort hatten nur sogen. Totenrichter die Aufgabe, für Ordnung zu sorgen.
> In altiranischen Gesängen des Zarathustra überschreiten die Seelen eine Brücke. Hier entsteht erstmals der Gedanke einer Strafhölle, in der Sünder gemartert werden. Gut und Böse stehen unversöhnlich gegenüber.
> Bei den Hethitern trug die Unterwelt negative Vorzeichen. Für Böse gab es besondere Strafen. Hethitische Könige wurden im Tode „Gott“ - ob sie der Unterwelt entgingen ist nicht bekannt.
.> In Ägypten ist die Hölle schon ausgeprägter. Osiris (auch Göttin Isis) galt schon früh als König der Unterwelt, den das Totengericht oblag.

4.1.2.   Jüdische, griechische und alte römische Religion

> Das Jenseits der Hebräer: scheol ist keine Strafhölle (ähnlich wie die alte german. Auffassung von hel, dem unterirdischen Totenreich). Jahwe hat auch Macht über dieses Reich. Unterschiede werden durch die Gleichheit nach dem Tod ausgeglichen.
> In der griechischen Religion war auch der Hades zunächst kein Strafort, sondern Raum für alle Toten. Die Vorstellung jedoch, daß viele im Leben für ihre Untaten die gerechte Strafe nicht erhalten hatten, machten die Annahme einer jenseitigen Strafe denkbar. Hades ist der Ort ohne Wiederkehr. Odysseus reist in den Hades. Dort werden Tugenden belohnt und Sünden bestraft. Platon versteht ein System der jenseitigen Gerechtigkeit. Solche Berichte dienen den Lebenden als Schauspiel und Warnung zugleich. Gerechtigkeit in der Welt kann nicht existieren, wenn sie nicht über den Tod hinausgeht.
> In der alten römischen Religion kamen gelegentlich Verbannte aus der Unterwelt an die Oberfläche. Es wurde angenommen, daß sie in der Luft lebten, da ihre Seelen mit den Winden entflohen seien.


4.2. Kirchengeschichtliche und dogmatische Einblicke

4.2.1. Hellenismus und Alte Kirche

Die Zeit des Hellenismus war geprägt von Wandel und Entwicklung. Vom Wandel des Weltbildes; der Entwicklung der Astronomie, Mathematik, Medizin usw. Man glaubte, die Toten befinden sich in der obersten Sphäre des Lichtes. Dann entwickelte sich die Vorstellung vom letzten Gericht (auch Iran, Persien; Judentum, Christentum, Islam). Das Jüngste Gericht geschieht zum Weltende. s. Dan.12,2;. Daneben gab es die Ansicht, die hoffnungslos Bösen kommen sofort in die Hölle und die Gerechten in den Himmel.

Die christliche Hölle besteht aus Bruchstücken griechischer, hebräischer, persischer, ägyptischer und römischer Höllenbilder.
Die Erfahrungen von Gewalt und Verfolgung sind für diese Entwicklung bedeutsam. Rom ist Weltmacht, und die Christen, als Minderheit werden verfolgt. Es entsteht das Bild eines strafenden Endgerichtes (Paulus, Johannes; Mt 25,41; Joh.5,29).
Als das Christentum Staatsreligion wird, findet auch ein Umbruch in der christlichen Höllendiskussion statt. Es besteht die Möglichkeit einer begrenzten Dauer von Höllenstrafen sowie einer Reinigung der Seele (Platon, Origenes). Für Origenes übt Gott keine Rache. Er straft um des Guten willen. Das Höllenfeuer ist die metaphorisch, reinigende Flamme. Der christliche Gott will am Ende die universelle Versöhnung... , zum Wohl der Sünder.


4.2.2. Mittelalter und Reformation

Das Mittelalter wird bestimmt von Analphabetismus, Gewalt, Krankheiten, Naturkatastrophen und von der Macht und dem Einfluß der Kirche. Vor allem im Spätmittelalter nehmen Ängste zu. Ängste vor Pest, Hunger; vor Fremden, und Gespenstern. Man dachte wieder an ein baldiges Ende der Welt. Einerseits gab es Fluchten in eine gesteigerte Lebenslust, andererseits wurde das Leben von den verschiedensten Ängsten begleitet. Bei vielen Gläubigen entstand dadurch eine aufrichtige/notwendige Bußpraxis. Auf der anderen Seite entwickelte sich ein hysterisch-religiöser Fanatismus, der „das Böse“ ausrotten wollte, um den Zorn Gottes zu beschwichtigen.

All die Erfahrungen aus dem Diesseits fließen in die Bilder über eine Hölle mit ein. Über eine Hölle, wie man sie sich im Jenseits vorstellt. Die Kirche instrumentalisiert das Höllenmotiv zu moralpädagogischen Zwecken, was aber in gebildeten Kreisen schon durchschaut wurde (H. Vorgrimler, S.191).

Ein nach 1200 entstandenes frz. Gedicht von Aucassin: „Was hab ich im Paradies zu tun? Es kommen dahin jene alten Priester, Krüppel und Lahmen, die Tag und Nacht vor den Altären hocken. ... Denn in die Hölle kommen die schönen Meister und Ritter... und die schönen höfischen Damen... Mit diesen will ich gehen...“

Die Kirche droht mit der Hölle - um des Menschen willen. Die Kirche will das „Beste“! Gleichzeitig entsteht die so genannte Fegefeuerlehre. Das Fegefeuer, als Möglichkeit der Läuterung der Seelen. In die Hölle jedoch kam nie ein Mensch namentlich und mit Gewißheit (H. Vorgrimler, S.190). Selbst die Inquisition wollte, daß Ketzer im Fegefeuer geläutert werden, um nicht in der Hölle zu enden.

Im Gegensatz zu Dante Aligheri. Er folgt nicht der offiziellen kirchlichen Lehre. Seine Dichtung von der „Göttlichen Komödie“ ist eine Abrechnung mit politischen Gegnern; mit Figuren, die er verantwortlich hielt für Ungerechtigkeiten in Kirche und Gesellschaft. Sie schickt er alle in die Hölle.

Dantes Hölle trägt den Charakter einer weltlichen Gerichtsverhandlung seiner Zeit. „Neun Kreise“ dringen zum Kern der Hölle, zu „Luzifer“ vor. Im ersten Kreis befindet sich die Vorhölle der gerechten Heiden; im zweiten Kreis sind die Wollüstigen. Es folgen die Schlemmer; die Geizigen und Verschwender; die Jähzornigen und Verdrossenen; die Erzketzer; Selbstmörder; Kuppler und Verführer; Päpste und korrupte Staatsbeamte, und Verräter. (Anlage)
Seine Sicht der Hölle zeigt sich im 27.Gesang: „Wer nicht bereut, dem kann man nicht vergeben.“ (H. Vorgrimler, S.187)

Auch in der Zeit des Mittelalters, das nicht nur „dunkel“ war, gab es so etwas wie Zweifel und Widerspruch an den allgemeinen Vorstellungen der Hölle. Erasmus v. Rotterdam wies z.B. 1504 darauf hin, „daß die biblischen Redeweisen von ewigen Höllenstrafen Allegorien seien, er interpretierte die Hölle psychologisch als die ständige Angst, die das gewohnheitsmäßige Sündigen begleitet.“ Später versicherte er - vermutlich unter Druck und Angst vor einem Inquisitionsverfahren - er glaube sehr wohl an das ewige Feuer (H. Vorgrimler, S.233).

Die Bilder des Hieronymus Bosch haben besonders die Vorstellungen zur Hölle geprägt. Bosch kennt zwei Höllen im Diesseits der Menschen: die unkontrollierte Aggressivität nach außen; und die inneren Ängste des Menschen. Seine allegorischen Bilder sind auch Anspielungen auf seine Zeit, auf Magie, Hexenglauben und Astrologie. Höllenqualen werden auf hellem Hintergrund gezeigt. Er interpretiert Sünde und Erlösung in phantastischen, alptraumhaften Bildern. (Anlage)

In der Reformation trugen vor allem Fegefeuer und Ablaßlehre dazu bei, daß das Glaubensgebäude der Kirche erschüttert wurde. Für Martin Luther ist das menschliche Leben ein Weg - entweder zum Himmel - oder zur Hölle. Es ist ein ständiger Kampf zwischen Gut und Böse. Die Hölle ist eine diesseitige psychische Erfahrung und eine jenseitige Realität. Dieser „Ort“ wird viel schrecklicher sein, als man ihn sich ausmalen könnte. Teufel, Sünde, Tod und Hölle - all das kann nur der an Christus glaubende Mensch überwinden.


4.2.3. Aufklärung / Neuzeit

Die Aufklärung weist einen Weg zum Glauben an die Kraft der menschlichen Vernunft (Kant). Das Weltall ist unendlich und der Mensch wird als freies Individuum gedacht. Das spiegelt sich auch in der christlichen Theologie wieder. Der Mensch und die Gesellschaft können auch ohne eine Jenseitslehre, die von Belohnung und Strafe ausgeht, gedeihen. Stehen nicht ewige Strafen im Widerspruch zur Güte Gottes? Ist das Bild eines grausamen Rachegottes überhaupt noch zeitgemäß?

Die Bibelauslegung - im aufklärerischen Stil - meint keineswegs endlose Strafen, wenn im hebräischen oder griechischen „ewig“ stehe.; es ist halt als lange Dauer zu verstehen. Und Aussagen über ein künftiges Leben lassen sich nicht machen (Schleiermacher). Diese Einflüße der Bibelkritik zeigen sich in der Abkehr von den räumlichen Höllenvorstellungen. Ein immer mehr symbolisch-bildhaftes Verständnis der Texte wird sichtbar. Die alten Höllenvorstellungen kommen so nicht oder kaum noch zur Sprache. Es wird nun zunehmend von der Hölle im Diesseits die Rede sein.

Die „neue Hölle“ findet sich in einer säkularisierten Welt wieder. Diese Welt eröffnet einerseits die Chance zu Toleranz, Entwicklung und Nüchternheit; andererseits entfesselt sie einen innerweltlichen Erlösungswahn und eine gleichzeitige Wissenschaftsgläubigkeit, die eine große Dynamik von Intoleranz freilegt.

Es ist die Rede von der Hölle Auschwitz; der Hölle Stalingrad; der grünen Hölle Vietnam und der „höllischen“ Feuersäule über Hiroshima. Doch selbst in diesen Lebenssituationen gab es Menschen, die in der „Hölle“ Gott vertrauten. Es war dieser Glaube, daß Gott sie dort durchträgt und sich als Schöpfer erweist bzw. das Vertrauen, daß Gott seine Schöpfung mit den darin lebenden Geschöpfen erhalten will.

Das Leben ist ein Schlachtfeld, meint C. G. Jung. Es besteht aus Gegensätzen: Tag und Nacht, Geburt und Tod, Gut und Böse. Wer über das andere die Oberhand gewinnt, das ist ungewiß. E. Drewermann spricht von der Hölle, die in uns lebt, die in uns ist. Hölle sei alles, was den Menschen verkürzt oder verformt... ,und das ohnmächtige Gefühl, sich davon nicht befreien zu können.  Für K. Rahner ist Hölle die endgültige Verlorenheit, die tiefste und absolute Einsamkeit und Verlassenheit des Menschen. Eine Verschlossenheit, die sich nicht mehr öffnet, weil das Herz verschlossen ist.  Karl Barth meint, daß es zweifellos eine Hölle gebe, „daß man aber dem freien und gnädigen Gott nicht vorschreiben könne, was ER zu tun habe, und daß darum auch niemand wissen könne, ob nicht vielleicht am Ende die Hölle leer sei.“ ( H. Vorgrimler, S.321)

Hölle - ist das ein Ort der größten Gottesferne?! Gibt es solch einen endgültigen Ort? Wenn Gott alles in allem ist (Origenes)?!
Die Hölle - als ein Ort derGottverlassenheit? Das ist nicht zu denken. Das muß Gott überlassen bleiben.


4.3.  Zeitgeist

Die Hölle spielt immer wieder in unserer Zeit eine Rolle. Die Hölle ist ein Thema.  Kunst und Literatur nehmen alte Bilder auf oder entwickeln neue „schreckliche“ Vorstellungen. Eine ganze Musikszene - wie Heavy Metal - leben von „höllenhaften Szenen“ in ihren Texten oder in ihrer Ausdrucksweise der Klänge und der Rhythmen.Die Hölle oder alles was damit zu tun hat (wie Grauen, Schrecken und Angst ) ist irgendwie interessant. Oft ist der Teufel eine Witzfigur in der Werbung.  „Höllische Motive“ kommen in der Modeszene vor. Tatoos und Schmuck mit Teufelsbildern sind bei Jugendlichen beliebt. Schwarz, chemenhaft und auffallend.

Kinofilme mit schrecklichen Themen finden großes Interesse. Filme zeigen Lösungsmöglichkeiten. Religion und ein Nachdenken über sich und die Welt - das bietet Kino mehr an, als man denken sollte. Und da viele, vor allem auch junge Leute häufiger ins Kino gehen als in die Kirche, sollte sich damit auseinandergestzt werden. In vielen Filmen finden sich interessante Auslegungen zu religiösen Themen.

In dem amerikanischen Film „Sieben“ z.B. geht es um den religiösen Fanatismus eines Mannes, der Menschen bestialisch tötet, weil sie eine der sieben Todsünden begangen haben. Ein düsterer Film, der am Ende keine Hoffnung offen läßt. Die Hölle!? Unter Jugendlichen war er lange Zeit ein Gesprächsthema. Ein anderer amerikanischer Film „Hinter dem Horizont“ setzt sich ziemlich deutlich mit dem Thema Himmel und Hölle auseinander. Ein rechtschaffener Mann stirbt und kommt in den Himmel. Seine Frau kommt nicht darüber hinweg. Sie begeht Selbstmord und kommt in die Hölle. Ihr Mann erfährt davon und will den Himmel nicht mehr. Er begibt sich „hinunter“. Alles verwischt. Ist das „Oben“ wirklich so himmlisch oder ist alles irgendwie gleich - auf einer Ebene.?  Ist in der Hölle ein Stück Himmel ? Interessant sind die Bilder des Filmes. Man findet sich in mittelalterlichen Bildern wieder.

Im Internet ist die Hölle ebenfalls ein Thema. In einer Suchmaschine (Altavista) wurden zum Begriff 15569 Seiten gefunden. Eine Einschätzung bzw. Bewertung ist aufgrund der Anzahl der Einträge nicht möglich.

Auch Computerspiele besitzen für Kinder und Jugendliche eine große Bedeutung . Ein zur Zeit bekanntes und beliebtes Spiel ist: „The Dungeon Keeper“. Es handelt sich hier um ein Strategiespiel, wobei der Spieler in die Rolle des Teufels tritt, um das Gute zu besiegen. Die Landschaft dieses Spieles und vieler andere dieser Art , zeigen Höllenbilder und Höllenmotive - sehr ähnlich derer aus dem Mittelalter. Es geht aber bei diesem Spiel nicht unbedingt nur um eine Identifizierung mit dem Bösem, sondern, um eine Auseinandersetzung, d.h. das Böse erkennen und damit umgehen können. Der ausschließliche Umgang mit solchen Spielen birgt Gefahren in sich - vor allem dort, wo das soziale Umfeld von Kindern problematisch ist. Aber das wäre ein eigenes Thema.

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Seitenanfang   5. Zusammenfassung

Die Frage nach der Hölle wird in den jeweiligen Zeitepochen, die ich hier exemplarisch bearbeitet habe, verschieden beantwortet. Im geschichtlichen Rückblick betrachtet, läßt sich ein roter Faden erkennen. Die Hölle wird schon früh nicht nur als Ort, sondern auch als Zustand gesehen.

„Gibt es die Hölle ?“, so fragen Kinder, wenn von Gott und Himmel die Rede ist. „Was passiert denn mit denen, die Böses tun ? Und was, wenn ich etwas Böses tue ?“ Viele junge Menschen denken sich einen Ort der Gerechtigkeit. und wenn nicht hier auf dieser Erde dann in einem Jenseits. „Muß es nicht irgendwo diesen Ort geben, diesen Ort einer letzten Instanz?“ (Schülermeinungen einer 11.Klasse)

Eine Hölle als Ort im Jenseits zu suchen, liegt nicht in meinem menschlichen Denkbereich. Aber eine Hölle als Zustandsbeschreibung zu sehen das ist für mich erklärbar. Gespräche mit Kindern  und Jugendlichen werden dann möglich.
 

Wenn ich davon ausgehe, daß Gott liebend und allmächtig ist, dann wird es so auch in der Hölle (was, wo, und wie auch immer) sein. Das Evangelium ist eine frohe Botschaft und keine angstmachende Nachricht. Die Realitäten von Hölle, von Bösem und Versagen gibt es. Es wird nichts beschönigt oder verklärt. Aber es gibt etwas in höllischen Zuständen, was nicht Hölle ist (s. Pkt. 4.2.3.) Vielleicht ist es eine Aufgabe, das mit Nachdruck aufzuzeigen?!

Die Frage nach der Hölle wird dann eine Frage nach dem Himmel.

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Seitenanfang    Literaturverzeichnis

  1.  Calwer Bibellexikon, Calwer Verlag Stuttgart, 1967
  2.  „Dante und seine Zeit“, Emil Vollmer Verlag Wiesbaden, 1979
  3.  Die Bibel, Einheitsübersetzung, Herder Freiburg, 1998
  4.  Die Bibel, Lutherübersetzung, Berlin 1982
  5.  Drewermann, Eugen „Tiefenpsychologie und Exegese“ Band II
       Walter-Verlag, Olten 1985
  6.  Microsoft „Encarta Enzyklopädie Plus 99“
       Microsoft Corporation 1998, XOO-15998
  7.  Moltmann, Jürgen „Umkehr zur Zukunft“, München 1970
  8.  Fromm, Erich „Die Seele des Menschen“, dtv Stuttgart 1979
  9.  Große Konkordanz zur Luther Bibel Band I, Berlin 1984
10.  Lexikon zur Bibel, herausgegeben von Fritz Rienecker,
       Brockhaus Verlag Wuppertal, 1960
11.  Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Auflage, Tübingen 1959
12.  Religionslexikon, Cornelsen Verlag Frankfurt am Main 1990
13.  Schmidt, W. H./Delling, G. „Wörterbuch zur Bibel“, Evang. Haupt-Bibelgesellschaft zu Berlin, 1972
14.  Theologisches Fach-und Fremdwörterbuch, Evang. Verlagsanstalt Berlin, 1985
15.  Vorgrimler, Herbert „Geschichte der Hölle“, Wilhelm Fink Verlag München, 1993
16.  was ist was: „Weltreligionen“, Tessloff Verlag Nürnberg, 1998
 
 
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